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VL 1 Einführung

Zusammenfassung Einführungsvorlesung Grundzüge II, SS 2020
Kurs

Grundzüge der Soziologie II (14302596)

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Universität

Universität Trier

Akademisches Jahr: 2020/2021
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Technische Universiteit Delft

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Text Vorschau

Wozu diese VL?

- Analyseperspektive der Soziologie kennenlernen

- Grundlegende Kenntnisse über geschichtliche, wissenschaftstheoretische, theoretische und

methodologische Aspekte der Soziologie

- Vertiefende Einführung in die Soziologie

Was ist Soziologie?

„Sociology is a french invention“ - Johann Heilbrunn

Namensgebung der Soziologie Wortgeschöpf eines Franzosen: Auguste Comte (Socios + Logos)

Die Soziologie ist eine recht junge Wissenschaft, was kann sie also zusätzlich zu den „alten Wissenschaften (Mathematik, Philosophie,...) beitragen? Was ist das Spezifische der Soziologie?

-> Max Weber : „ Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“

Gegenstand: soziales Handeln Methode: deutend verstehen Ziel: Ablauf (Prozesse) und Wirkungen ((Neben-)Folgen) ursächlich erklären

-> Verstehende Soziologie -> Erklären folgt aus dem Verstehen -> Keine rein statistische Optik auf die soziale Wirklichkeit, sondern rekonstruktiver Ansatz

Soziologie untersucht die soziale und gesellschaftliche Wirklichkeit des Zusammenlebens der Menschen (in ihrer natürlichen, technischen und kulturellen Umwelt mit ihren Handlungssubjekten und Objekten) mit dem Ziel, zentrale Strukturen dieses Zusammenlebens und seiner gemeinschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Prägung zu beschreiben (d. adäquat empirisch zur Darstellung zu bringen) zu verstehen und zu erklären

Soziales Handeln betrachten heißt NICHT voneinander getrennte Individuen betrachten. Menschliches Zusammenleben setzt mehr voraus als nur menschliche Individuen. Wir verwenden Artefakte, Geräte, Programme, Utensilien, Apps,..., wir handeln mit diesen Dingen, um im Alltag zurecht zu kommen und mit anderen zu interagieren. Menschliches Zusammenleben ist in unterschiedlichen Formen gestaltet. Wir achten auf Normen, Werte, Standards, Regeln, Konventionen,.. unser Leben ist von Institutionen geprägt und gerahmt von unterschiedlichen freiwilligen oder auferlegten klar oder diffus formulierten Rollen. Neben der natürlichen ist die technische und die kulturelle Wirklichkeit genauso wichtig.

-> Ziel der soziologischen Analysen : zentrale Strukturen dieses komplexen Zusammenlebens und seiner gemeinschaftlichen oder gesellschaftlichen Prägung zu beschreiben und zu verstehen

Thomas-Theorem dient als Fundament für das soziologische Denken

„If men define situations as real, they are real in their consequences“

Drei Bestandteile von Situationen:

- Objektive Bedingungen

- Handlungsmotive und Einstellungen des Akteurs

- Definition der Situation des Akteurs

-> TT bietet Heuristik, mit deren Hilfe sich die soziale Wirklichkeit analysieren lässt. Als Bestandteile der Situation thematisiert werden:

- Strukturen / strukturelle Rahmenbedingungen

- Handlungen / Handeln (Praxis)

- Deutungen / Interpretationen / Erwartungen

-> Für die soziologische Analyse gibt es nicht die eine „objektive“ Wirklichkeit

- Sondern: Definition der Situation zentral

- Aber: das heißt nicht, dass es keine materielle Wirklichkeit gäbe - nur eben, dass sehr

Unterschiedliches als „Wirklichkeit“ - und somit als Widerstandserfahrung - sozial ausschlaggebend sein kann und typischerweise ist

-> Deshalb: nicht nur „objektive“ Daten von Interesse, sondern auch „Verhaltensdokumente“. Diese sind ebenso objektiv wirkmächtig

Soziologische Theorien sind keine und wollen auch keine Abbildungen der Wirklichkeit sein. Daher:

Post- bzw. antipositivistische Wissenschaftsphilosophie:

Die objektiv gegebene empirische Vielfalt der Definition der Situation beeinflusste die soziologische Theoriebildung.

Einerseits sind soziologische Theorien keine Abbildung der Wirklichkeit. Darum ist es beispielsweise möglich, dass die Beobachtungsdaten mit mehreren, einander durchaus auch widersprechenden Theorien vereinbar sein können.

Genauso wenig wie eine reine Theorie, gibt es andererseits auch keine reine empirische Beobachtung. Selbst grundsätzlich empirisch orientierte Ansätze, die behaupten, sich voraussetzungslos der Wirklichkeit zu widmen, bringen im Kern theoretisch angeleitete empirische Studien hervor. Keine Beobachtung ist voraussetzungslos und Beobachtungen verändern sich entsprechend der gewählten Theorie.

Diese Überlegungen flankieren die disziplinäre Perspektive, die in dieser VL eingenommen wird.

Methodologisches Profil:

Setzt die Soziologie einen sozialkulturellen Aspekt des Miteinanders an, so ist die Soziologie allerdings nicht als normative Wissenschaft zu verstehen. Soziologen untersuchen zwar die Normen des menschlichen Verhaltens, aber ohne dieses normieren zu wollen. Keine moralische Wissenschaft, in der es um „gut“ oder „schlecht“ bzw. „moralisch verwerflich“ geht.

Es gibt auch keine unmittelbaren Anwendungsbezüge. Soziologie ist keine Planungswissenschaft.

Gewissen ontologische Unsicherheit des soziologischen Betriebs. Was ist, ist eben ungewiss. Realität, Wahrheit, gut, böse,.. sind vielmehr historische, kulturelle Phänomene.

Auf der anderen Seite wird man in der Soziologie auch keine Nacherzählungen der Wirklichkeit finden, sondern vielmehr Deutungen dessen, was in der sozialen Wirklichkeit zum Ausdruck kommt.

Diese Merkmale konvergieren in einem Punkt, der für die Soziologie charakteristisch ist: die methodologische Fähigkeit zur Reflexivität und natürlich auch zur Selbstreflexivität insofern die Soziologie sich selbst als wissenschaftliche Disziplin in den Blick nimmt.

Dabei handelt es sich einerseits um eine sozio-kognitive Perspektivität (Standortgebundenheit), also die Möglichkeit, keine Messlatte für die untersuchten Phänomen zu fixieren, sondern deren wie auch die eigene Standortgebundenheit konzeptionell miteinzuschließen.

Ein 2. Merkmal bezieht sich auf die soziologische Sensibilität gegenüber dem sozio-historischen Verständnis einer sozialen Wirklichkeit als konstruierter Wirklichkeit. Dadurch ist ein Interesse für

Hobbes : individuelle Interessenverfolgung als zentraler Erklärungsmodus des Zusammenlebens > individualistische Denktradition (-> Weber)

Rousseau : Gemeinwillen -> holistische, objektivistische Denkweise (-> Durkheim)

Smith: wechselseitige Orientierung der Individuen als Prinzip der sozialen Ordnung -> relationale Argumentationsweise (-> Berger & Luckmann, Elias)

-> Theoretische Bahnungseffekte von Hobbes, Rousseau, Smith sind metatheoretisch rekonstruktiv identifizierbar und ermöglichen Verordnung der Theorikonstruktion in der Soziologiegeschichte

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Kurs: Grundzüge der Soziologie II (14302596)

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-Analyseperspektive der Soziologie kennenlernen !
-Grundlegende Kenntnisse über geschichtliche, wissenschaftstheoretische, theoretische und
methodologische Aspekte der Soziologie !
-Vertiefende Einführung in die Soziologie !
Was ist Soziologie?
„Sociology is a french invention“ - Johann Heilbrunn!
Namensgebung der Soziologie Wortgeschöpf eines Franzosen: Auguste Comte (Socios + Logos)!
Die Soziologie ist eine recht junge Wissenschaft, was kann sie also zusätzlich zu den „alten
Wissenschaften (Mathematik, Philosophie,…) beitragen? Was ist das Spezifische der Soziologie?!
-> Max Weber: „Soziologie soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend
verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.“!
Gegenstand: soziales Handeln !
Methode: deutend verstehen !
Ziel: Ablauf (Prozesse) und Wirkungen ((Neben-)Folgen) ursächlich erklären !
-> Verstehende Soziologie -> Erklären folgt aus dem Verstehen !
-> Keine rein statistische Optik auf die soziale Wirklichkeit, sondern rekonstruktiver Ansatz
Soziologie untersucht die soziale und gesellschaftliche Wirklichkeit des Zusammenlebens der
Menschen (in ihrer natürlichen, technischen und kulturellen Umwelt mit ihren Handlungssubjekten
und Objekten) mit dem Ziel, zentrale Strukturen dieses Zusammenlebens und seiner
gemeinschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Prägung zu beschreiben (d.h. adäquat empirisch
zur Darstellung zu bringen) zu verstehen und zu erklären!
Soziales Handeln betrachten heißt NICHT voneinander getrennte Individuen betrachten. !
Menschliches Zusammenleben setzt mehr voraus als nur menschliche Individuen. Wir verwenden
Artefakte, Geräte, Programme, Utensilien, Apps,…, wir handeln mit diesen Dingen, um im Alltag
zurecht zu kommen und mit anderen zu interagieren. Menschliches Zusammenleben ist in
unterschiedlichen Formen gestaltet. Wir achten auf Normen, Werte, Standards, Regeln,
Konventionen,.. unser Leben ist von Institutionen geprägt und gerahmt von unterschiedlichen
freiwilligen oder auferlegten klar oder dius formulierten Rollen. Neben der natürlichen ist die
technische und die kulturelle Wirklichkeit genauso wichtig. !
-> Ziel der soziologischen Analysen: zentrale Strukturen dieses komplexen Zusammenlebens
und seiner gemeinschaftlichen oder gesellschaftlichen Prägung zu beschreiben und zu verstehen !
Thomas-Theorem dient als Fundament für das soziologische Denken !
„If men define situations as real, they are real in their consequences“!
Drei Bestandteile von Situationen:
-Objektive Bedingungen !
-Handlungsmotive und Einstellungen des Akteurs !
-Definition der Situation des Akteurs !
-> TT bietet Heuristik, mit deren Hilfe sich die soziale Wirklichkeit analysieren lässt. Als
Bestandteile der Situation thematisiert werden: !
-Strukturen / strukturelle Rahmenbedingungen !