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Textlinguistik Prüfungsfragen

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Textlinguistik (525.502)

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Akademisches Jahr: 2019/2020
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Technische Universiteit Delft

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Lehramt Deutsch Textlinguistik

Text Vorschau

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1. Entwicklung und Relevanz der Textlinguistik (innerhalb der Linguistik und für andere

Disziplinen)

o Tex tlinguistik bildet sich in den 60er Jahren als neue linguistische Teildisziplin heraus;

seit 70er etabliert und zentrale Position innerhalb der Linguistik; Entwicklung besonders im deutschsprachigen Raum ausgeprägt à Rhetorik und Stilistik als

bedingte Vorläufer der Textlinguistik

o Ko mplexe En twicklung; Weg der Textlinguistik zu einer selbstständigen linguistischen

Tei ldisziplin in drei Phasen:

  1. 60er Jahre: systemlinguistische Perspektive: die oberste sprachliche Einheit ist nicht der Satz, sondern der Text; Text wird als eine kohärente Folge von Sätzen definiert
  2. 70er Jahre: kommunikativ-pragmatische Orientierung: entwickelt sich mit Hintergrund der linguistischen Pragmatik, die die Bedingung sprachlich-sozialer Verständigung zwischen Kommunikationspartnern zu beschreiben versucht à Text ist nicht mehr grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern komplexe sprachliche Handlung à untersucht kommunikative Funktion von Texten
  3. 80er und 90er Jahren: kognitionslinguistische Ausrichtung (gegenwärtig): kognitive Aspekte der Text konstitution; psychologisches Prozessmodell des Textverstehens spielt eine wesentliche Rolle; p rozedurale Textbeschreibungsmodelle: Erfassung und Erklärung mentaler Pro zesse bei der Textproduktion und Rezeption Grundfrage seit Beginn: What does it mean for a teyt tob e coherent? à Kohärenz ist

ein mentales Phänomen, ein kognitiver Prozess

___________________________________________________________________________

2. Grundlegendes zum Textbegriff

1. Entwicklung des Begriffs und aktuelle Definitionen

  1. à Linguistik hat sich erst Mitt e de s 20. Jh des Textbegriffs angenommen, auf Grundlage des Strukturalismus über Texte nachzudenken, was macht einen Text aus ; der Begriff von Texten wurde in den Anfängen atomistisch zerlegt, so entstanden die ersten Defini tionen Ende der 50er Jahre à Der Text ist eine "Folge von Sätzen", die durch Vertextungsmittel miteinander verknüpft sind (ISENBERG, 1968). – S ätze, die durch bestimmte Mitt el verknüpft sind und so zusammenhängen; eine Anordnung von zusammenhängenden Sätzen; keine zufriedenstellende Definition, ausbaufähig à Zugang zur Definition war kleinschrittig, ging zaghaft voran à 70er Jahre kam es zu heute noch gültigen Definitionen, der Text w ird in einem größeren Zu sammenhang gesehen ; s prachliche Zeichen, die komplex sind + der Text wird auch als Handlung gesehen , mit Handlun gsplan; Zuordnung von Bewusstseinsinhalten; Text als gesamtes Zei chen, als Ausdruck; Text wird als Handlungseinheit wahrgenommen, als Mittel zur K ommunikation à aktuelle Definition: „Ein Text ist eine komplex strukturierte, thematisch wie konzeptuell zusammenhängende sprachliche Einheit, mit der ein Sprecher eine sprachliche Handlung mit erkennbarem kommunikativem Sinn vollzieht.“ (Linke/Nussbaumer/Portmann (1994: 245, Herv. J.) à Text ist nicht nur eine Form/Struktu r, sondern Text ist auch eine Handlung, mit Thema und sprachlicher Absicht

  2. Kriterien für Textualität (Begriffe, Beispiele, Reichweite, Kritik an den einzelnen

Kriterien)

  1. Textkohäsion à der syntaktische Zusammenhang von Texten in Rede bzw. Schrift ; bezieht sich auf die äußere Gestalt des Textes z. Tempusformen, Pronomen oder Deiktika (Personen, Gegenstände, Orte und Zeit) à Mittel, die einen Text als zusammenhängend erkennen lassen: o Pro -Formen: Pronomen, Adverbien, Pronominaladverbien (I ch habe eine Schwester. Sie ist zwei Jahre älter.) o Konnektive: Ko njuntionen und Pronominaladverbien verbinden als Konnekoren Textelemente miteinander. (Konjunktion: Sie spürte, dass etwas nicht stimmt. Pronominaladverb: Die nächste Prüfung steht an. Dafür muss ich n och lernen.) o Rekurrenz: Wiederaufnahme eines bereits eingeführten Lexems im weiteren Textverlauf. (Ich sammle Briefmarken. Die Briefmarken haben eine besonderen Wert für mich.) o Partielle Rekurrenz: Wiederaufgreifen eines Wortbestandteiles (z. Wortbildung Diminutiv: Brüderchen und Schwesterchen) o Deiktika/ Textdeixis: sprachliche Bezugnahme auf im Text eingeführtes Wissen. - Vorwissensdeixis (Textexternes Weltwissen); Situationsdeixis (Bezug zur konkreten Situation); Substitutionen ( Verschiedene Wörter für dasselbe Referenzobjekt); Tempus (Hinweis auf Sequenzierung, zeitliche Abfolge) ; Ellipse (Textverweis: Ich will nach Hause. Ich _ auch _.); Explizite Textverknüpfung (Text verweist explizit auf Textstellen : siehe oben, im Fo lgenden, wie erwähnt)

  2. Kohärenz o Inhaltlicher und logischer Zusammenhang der Sätze eines Textes à Rezipient muss das Gelesene zu einer mentalen Gestalt zusammenfügen können (auch wenn kohäsive Elemente fehlen) à der „rote Faden “ des Textes o Im Gegensatz zur Kohäsion ist die Kohärenz auf logischer und nicht auf sprachlicher Ebene (z. Reaktionen in bestimmten Sprachsituationen: Begrüßung + Begrüßung; Frage + Antwort) o Im Weiteren Sinn wir der Begrif f fü r alle Mittel verwendet, die Sätze im Text miteinander verbinden (auch Mittel der Kohäsion)

  3. Isotopie o Textverknüpfung unter semantischen Gesichtspunkten; verschiedene Markierungen im Text geben uns die Möglichkeit den Text als (semantisch) Zusammengehörig zu verstehen (z. Hinweise auf eine Jahreszeit; Beschreibung von Emotionen; zusammengehörige Nomina etc.)

  4. Intentionalität o Gezieltes Handeln, das mit einem Text vorhergehen soll, Ziele und Absichten des Textes; Intention des Textproduzenten o Kritik: Intentionalität ist nicht textspezifisch, sondern Voraussetzu ng jeder Ko mmunikation

  5. Akzeptabilität o In welcher sprachlichen Form ist ein Text verfasst, sodass er von möglichen RezipienteInnen angemessen aufgefasst werden kann o Angemessenheit, Stil o Kritik: eher Voraussetzung als Kriterium

  6. Informativität o Ausma ß der Erwartetheit/ Unerwartetheit; Informativ, wenn der Text Elemente enthält, die bis dahin nicht bekannt waren; Zu sammenhänge in neuer Zusammenstellung o Unterschied zwischen Informativ (in einem lesbaren Code) und Informationell (kann auch ein Text sein, den man nicht lesen kann, z. Schrift)

soziale Funktion) nach Jakobson:

o referentielle Funktion: Kontextualität steht im Vordergrund o poetische Funktion: B otschaft ist Thema und künstlerisch kreativer Aspekt (z. Reim, Rhythmus, Sprachspiel, Sp rache steht im Fokus o emotive Funktion: Sender steht im Mittelp unkt o konative (ap pel lative) Fu nktion: auf E mpfänger fokussierte Funktion o phatische Funktion: Funktion, um Au fmerksamkeit des Empfängers nicht zu verlieren (Be grüßung, Verabschiedung, Smalltalk) o metasprachliche Funktion: Pro zess der Kommunikation

  1. Klassifizierung nach Anzahl der TeilnehmerInnen o 2 Partner – dyadische Kommunikation (Unterhaltung, Privatbrief) o Kleingruppe – Gruppenkommunikation (Gruppengespräch, Rundschreiben) o Gro ßgruppe – Massenkommunikation (Referat vor Großgruppe, Rundfunksendung)

  2. Klassifizierung nach Textklassen (nach Grosse 1976) Textkl assen mit unterschiedlicher Funkt ion o normative Texte – normative Funktion (Gesetze, Satzungen, Urkunden, Verträge) o Ko ntakttexte – Ko ntaktfunktion (Glückwunschscheiben) o Gruppenindiziere nde Texte – gruppenindizierende Funktion (Gruppenlieder) o Poetische Texte – poetische Funktion (Gedicht, Roman, Komödie) o Dominant selbstdarstellende Texte – selbstdarstellende Fu nktion (Tagebuch, Au tobiographie) o Dominant auffordernde Texte – A ufforderung (Anzeige, Werbung, journalistischer Ko mmentar) o Übergangsklasse – zwei Fu nktionen dominieren gleichermaßen (Aufforderung und Informationstransfer) o Dominant sachinformierende Texte – Informationstransfer (Nachricht, Wettervorhersage, wissenschaftlicher Text)

à Konflikt zwischen den Textfunktionen, die Konzeption liefert Argumente für meh rere Funktionen (z. Nationalhymne: poetischer Text oder auch gruppenindizierender Text)

3. Texttiefenstrukturen (van Dijk)

o Wie bildet die Textstruktur die Inhalte und Wissen von Sprechern dar; Texte werden

als Propositionskomplexe dargestelltà Darstellung von Sachverhalten

o Van Dijk Struktur von Texten herauszuarbeiten; am Beispiel der Erzählung;

Prototypische Textsorten haben Superstrukturen, in denen man die einzelnen El emente in ihrer Abhängigkeit zueinander darstellen kann

Baumstruktur

o Textsorte Erzählung hat prototypischerweise einen Plot oder eine Moral

à der Plot lässt sich in Rahmen (Bedingungen, Situation) und Episode aufteilen

à Episode, der Kern dessen, was erzählt wird à Aufgegliedert in Bewertung (E valuation des Ereignisses) und Ereignis à Kom plikation (Kern des Ereignisses) und Fo lgen

als Beispiel: Märchen

à Ei ne Reihe von Möglichkeiten Textsorten zu differenzieren, nach verschiedenen Kriterien untersucht; in Zusammenschluss aller D ifferenzierungen à Probleme/Kritik: Frage nach induktivem (linguistisch) oder deduktivem (didaktisch) Vorgehen; Permanente Veränderung von Textsorten durch Medien; neue Textsorten


4. Thematische Entfaltung und Progression

  1. Grundformen thematischer Entfaltung (nach Brinker) und ihre sprachlichen

Realisierungen

o Deskriptive (beschreibende) Themenentfaltung

à Thema wird in seinen Komponenten dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet – Spezifizierung und Situierung Varianten: a. Be richten – einmaliger Vorgang, historisches Ereignis; Ver gangenheitstempora (TS Na chricht, Bericht) b. Beschreiben – generalisierbar, wiederholbar; regelhaft dargestellter Vorgang: zeitliches Nacheinander; absoluter Infinitiv (Anweisung) c. Beschreiben – Thema bezeichnet ein Lebewesen oder einen Gegens tand à informative Texte: Nachricht, Bericht, Lexikonartikel, wissenschaftliche Abhandlungen à instruktive Texte: Bedienungsanleitungen, Kochrezepte, Gebrauchsanweisung à normative Texte: Testament, Vertrag, Gesetz, Vereinbarung

o Narrative (erzählende) Themenentfaltung à Erzählen als die verbale Technik der Erfahrungsrekapitulation, die Technik der Konstruktion narrativer Einheiten à Gliederung der Erzählung nach thematischen Kategorien : 1. Orientierung (Per sonen, Zeit, Ort) 2. K om plikationen (Darstellung eines ungewöhnlichen Ereignisses) 3. Evaluation (Darstellung, Stellungnahme, Einschätzungen des Erzählers 4. Resolution (Auflösung der Komplikation – pos./neg .) 5. Coda (Stellungnahme des Erzählers vom Erzählzeitpunkt aus; fakultativ)

à Modifiziertes Modell nach Brinker

  1. Situierung – s ituierend e Elemente können überall stehen
  2. Repräsentation – zentraler Teil, spezifisch narrativ
  3. R esümee – zusammenfassende Ein schätzung vom Erzählzeitpunkt aus

o Line are Progression: Thema T1 und In formation zum Thema – Rhema R

Im darauffolgenden Satz wird das Rhema 1 zum Thema, es wird als bekannt vorausgesetzt (kann in der Pro-Fo rm stehen) und wird durch ein neues Rhema erweitert

z. Es war einmal ein König. Der König hatte 3 Söhne. Sie waren alle unterschiedlich.

à P rogression springt von einem Punkt zum anderen. Meist in narrativen Texten; eher selten durchgehend, da immer neue Informationen folgen müssen

o Durchlaufendes Thema: Thema mit einer rhematischen Information wird

eingeführt, dazu werden immer neue rhematische Informationen beigefügt; das Thema zieht sich durch den ganzen Text.

z. Ich habe 3 Söhne. Der erste ist... Der zweite ist... Der dritte ist...

à I n literarischen Texten und auch in Sachtexten

o Abgeleitete Themen: Oberthema, dazu werden verschiedene Unterthemen

gesetzt, die dazu in Bezug stehen und jeweils neue rhematische Informationen beinhalten. Das Oberthema kann breit sein, die Einzelthemen sind nur denkbar, wenn sie unter dem Oberthema zusammengefasst sind.

z. Reiseführer; Bedienungsanleitungen etc.

  1. Begrifflichkeiten

Thema-Rhema-Gliederung der Prager Sc hule (funktionale Satzperspektive)

Thema = Aus gangspunkt des Satzes

Rhema = neue Information zum Thema

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Kurs: Textlinguistik (525.502)

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1. Entwicklung und Relevanz der Textlinguistik (innerhalb der Linguistik und für andere
Disziplinen)
o Textlinguistik bildet sich in den 60er Jahren als neue linguistische Teildisziplin heraus;
seit 70er etabliert und zentrale Position innerhalb der Linguistik; Entwicklung
besonders im deutschsprachigen Raum ausgeprägt à Rhetorik und Stilistik als
bedingte Vorläufer der Textlinguistik
o Komplexe Entwicklung; Weg der Textlinguistik zu einer selbstständigen linguistischen
Teildisziplin in drei Phasen:
1. 60er Jahre: systemlinguistische Perspektive: die oberste sprachliche Einheit ist
nicht der Satz, sondern der Text; Text wird als eine kohärente Folge von Sätzen
definiert
2. 70er Jahre: kommunikativ-pragmatische Orientierung: entwickelt sich mit
Hintergrund der linguistischen Pragmatik, die die Bedingung sprachlich-sozialer
Verständigung zwischen Kommunikationspartnern zu beschreiben versucht à Text
ist nicht mehr grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern komplexe sprachliche
Handlung à untersucht kommunikative Funktion von Texten
3. 80er und 90er Jahren: kognitionslinguistische Ausrichtung (gegenwärtig): kognitive
Aspekte der Textkonstitution; psychologisches Prozessmodell des Textverstehens
spielt eine wesentliche Rolle; prozedurale Textbeschreibungsmodelle: Erfassung und
Erklärung mentaler Prozesse bei der Textproduktion und Rezeption
Grundfrage seit Beginn: What does it mean for a teyt tob e coherent? à Kohärenz ist
ein mentales Phänomen, ein kognitiver Prozess
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2. Grundlegendes zum Textbegriff
1. Entwicklung des Begriffs und aktuelle Definitionen
1. à Linguistik hat sich erst Mitte des 20. Jh des Textbegriffs angenommen, auf Grundlage des
Strukturalismus über Texte nachzudenken, was macht einen Text aus;
der Begriff von Texten wurde in den Anfängen atomistisch zerlegt, so entstanden die ersten
Definitionen Ende der 50er Jahre
à Der Text ist eine "Folge von Sätzen", die durch Vertextungsmittel miteinander verknüpft
sind (ISENBERG, 1968). – Sätze, die durch bestimmte Mittel verknüpft sind und so
zusammenhängen; eine Anordnung von zusammenhängenden Sätzen; keine
zufriedenstellende Definition, ausbaufähig
à Zugang zur Definition war kleinschrittig, ging zaghaft voran
à 70er Jahre kam es zu heute noch gültigen Definitionen, der Text wird in einem größeren
Zusammenhang gesehen; sprachliche Zeichen, die komplex sind + der Text wird auch als
Handlung gesehen, mit Handlungsplan; Zuordnung von Bewusstseinsinhalten; Text als
gesamtes Zeichen, als Ausdruck; Text wird als Handlungseinheit wahrgenommen, als Mittel
zur Kommunikation
à aktuelle Definition:
„Ein Text ist eine komplex strukturierte, thematisch wie konzeptuell zusammenhängende
sprachliche Einheit, mit der ein Sprecher eine sprachliche Handlung mit erkennbarem
kommunikativem Sinn vollzieht.“ (Linke/Nussbaumer/Portmann (1994: 245, Herv. J.S.) à Text
ist nicht nur eine Form/Struktur, sondern Text ist auch eine Handlung, mit Thema und
sprachlicher Absicht
2. Kriterien für Textualität (Begriffe, Beispiele, Reichweite, Kritik an den einzelnen
Kriterien)