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Emile oder Von der Erziehung Zusammenfassung

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Pädagogische Grundbegriffe (5438)

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Akademisches Jahr: 2018/2019
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PädagogikEW M3 Philosophie

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Emile oder Von der Erziehung

Jean-Jacques Rousseau Paris/Amsterdam Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1997 0 0 Buch kaufen 0 Später lesen Hinzufügen Weitersagen

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24
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Rezension

Die natürliche Erziehung

Emile oder Von der Erziehung ist eine Mischung aus Roman und pädagogischer Abhandlung. Rousseau stellt die vernunftzentrierte Pädagogik seiner Zeit an den Pranger und entwirft das Vorbild einer an der Natur des Menschen orientierten Erziehung. Denn nur diese könne die moralisch verwahrloste Gesellschaft vor dem Verderben retten. Die am Beispiel des jungen Emile vorgeführte Naturpädagogik, die fern der Gesellschaft stattfindet, ist jedoch mehr Vision als praktikable Anleitung. Rousseau selbst war den Anforderungen der Vaterschaft nicht gewachsen und brachte alle seine fünf Kinder ins Findelhaus. Trotzdem war sein Buch sehr wirkmächtig: Während seine für die damalige Zeit kühnen und revolutionären Ideen bei den Zeitgenossen noch Wellen der Empörung auslösten, leiteten sie in der Pädagogik eine Revolution ein. Rousseau selbst bezeichnete den Emile als sein wichtigstes Werk. Als Erziehungsroman erfasst es alle Bereiche des menschlichen Daseins und stellt somit eine Verdichtung von Rousseaus Lebenswerk dar. Die wiederholten Gefühlsausbrüche des Erziehers sowie seine bissigen Seitenhiebe gegen die Vertreter der Vernunfterziehung erheitern bei der ansonsten bisweilen etwas langatmigen Lektüre.

Take-aways

 Emile oder Von der Erziehung ist eine Mischung aus Roman und pädagogischer Abhandlung.  Die Entwicklung des Knaben Emile wird von seinem Erzieher erzählt.  Eine an den natürlichen Anlagen des Jungen orientierte Erziehung soll einen recht- schaffenen Menschen aus ihm machen.  Emile verbringt seine Kinderjahre auf dem Land, fern der Gesellschaft, wo sein Körper und seine Sinnesorgane trainiert und gestärkt werden.  Der Zögling lernt nur durch eigene Erfahrungen, nicht durch theoretische Wissens- vermittlung.  Da die Freiheit das höchste Gut des Menschen ist, spricht der Erzieher niemals Vor- schriften aus, sondern lenkt Emile unbemerkt nach seinem Willen.

 Die Ausbildung seiner geistigen Fähigkeiten vollzieht der Junge nicht durch Bücher, sondern mithilfe von Experimenten und Naturbeobachtung.  Als Emile in die Pubertät kommt, führt der Erzieher ihn ins gesellschaftliche Leben ein und fördert sein sittliches und religiöses Bewusstsein.  Vertraut mit den Pflichten eines Bürgers und Ehemanns heiratet Emile Sophie und wird aus der Obhut des Erzählers in die Gesellschaft entlassen.  Was sich heute harmlos und fast langweilig anhört, war zu Rousseaus Zeit ein Skandal: Eine solche Erziehung widersprach den kirchlich-bürgerlichen Sitten total.  Der Roman wurde nach seinem Erscheinen 1762 sofort verboten und sogar öffentlich verbrannt. Rousseau musste aus Frankreich fliehen.  Rousseaus Erziehungsideen haben die Pädagogen des 19. Jahrhunderts wesentlich beeinflusst.

Zusammenfassung

Emiles Geburt und früheste Kindheit

Zu einem guten Menschen kann man sich nur entwickeln, wenn sich die Erziehung an der Natur orientiert. Die Erziehung gemäß der Vernunft dagegen verdirbt das Kind, das gut aus Gottes Händen gekommen ist. Das Streben nach Wissen mithilfe der Intelligenz macht aus dem Kind einen schlechten Menschen. Nur die Erziehung gemäß der Natur kann einen guten Menschen schaffen, dies zeigt das Beispiel von Emile. Dessen Erzieher will ihn von der Geburt bis zur Reife ununterbrochen begleiten und die praktische Anwendung seiner proklamierten Naturerziehung aufzeigen.

„Alles ist gut, wenn es aus den Händen des Urhebers der Dinge kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen.“ (S. 9)

Eine gute Erziehung beginnt bereits mit der Geburt. So nimmt auch die Erziehung Emiles, abgeschottet von der Gesellschaft und ihren schlechten Einflüssen, mit seiner Geburt ihren Anfang. Der Junge wird nur durch Übung, niemals durch Vorschriften erzogen. Allein sein Erzieher, der alle Rechte und Pflichten von Emiles Eltern übernommen hat, darf sich um den Kleinen kümmern. Er ist das einzige Vorbild, an dem sich Emile orientieren soll. Da er das Kind nicht selbst stillen kann, muss er sich eine Amme suchen. Diese darf nur pflanzliche Kost zu sich nehmen und muss über ein gutes Gemüt sowie einen gesunden Körper verfügen. Der Zögling darf nur in breite Windeln gewickelt werden, die seine Glieder auf keinen Fall einengen, wie das sonst gang und gäbe ist. Emile soll sich frei bewegen können. Die Kleider dürfen nicht zu warm sein, sonst verweichlicht man den Körper, anstatt ihn abzuhärten. Nur ein starker Körper ist gesund: Er ist nicht auf Ärzte angewiesen, die wider die Natur ans Werk gehen. Schreit das Kind, darf man es nur beachten, wenn sein Verlangen einem echten Bedürfnis entspricht. Weint es aber nur aus Gewohnheit, so darf man ihm nicht nachgeben, sonst werden seine Schreie bald zu Befehlen, und es baut eine un na tür li che Herrschaft über den Erziehenden auf. Die Entwöhnung des Kindes von der Muttermilch beginnt mit dem Durchbruch der Zähne. Zum Essen gibt man Emile nun Brotsuppe oder Reispudding, was ihn zum Kauen anregt. Damit der Junge später einmal eine reine, nicht verwirrte Sprache spricht, benutzt der Erzieher bereits jetzt nur Wörter, die sich auf wahrnehmbare Gegenstände beziehen, Begriffe also, deren Sinn Emile versteht. Denn unnützes Gerede lässt nur Irrtümer entstehen, die fürs ganze Leben schlechten Einfluss auf die Geisteshaltung nehmen können. Emile wird nicht zum Sprechen genötigt, sondern er soll von selbst zu reden beginnen.

Studien und handwerkliches Arbeiten

Inzwischen ist Emile zwölf Jahre alt, und er verfügt über mehr Kräfte als Bedürfnisse. Wenn ein Kind dieses Stadium erreicht hat, wird es Zeit, die ersten geistigen Studien in Angriff zu nehmen.

→ Emile kann nun unterscheiden, was nützlich und unnütz für ihn ist.

→ Alles was er lernt, soll ihm etwas bringen.

→ Man lasse also die Finger von Kenntnissen, die nicht seinem Alter und Verstand entsprechen.

Geografie, Physik und Statik erlernt und entdeckt Emile allein durch Beobachtung der Natur oder mithilfe von Experimenten.

Niemals können ihn Worte oder Bücher in gleicher Weise unterrichten. Das einzige Buch, das Emile kennt, ist die Geschichte von Robinson Crusoe, die ihm ein Vorbild dafür sein soll, alles Wissen nur aus den Dingen selbst zu gewinnen.

Ein

→ gesunder Menschenverstand kann sich nämlich einzig aufgrund von Erfahrungen und Empfindungen entwickeln.

→ Alles was Emile sich aneignet, muss er selbst lernen wollen.

→ Erzieher ist dafür verantwortlich, diese Begierde zu nähren und die Neugier des Zöglings wachzuhalten, damit seine Aufmerksamkeit für den zu erörternden Gegenstand nie in Langeweile umschlägt.

→ Durch geschickte Lenkung bewahrt der Erzieher Emile vor Irrtümern und führt ihn zur Wahrheit hin. Dies stärkt seine Urteilskraft, denn allein die Erfahrung kann helfen, Fehlurteile zu vermeiden.

Emile kennt die Ge sell schaft und ihre sittliche Ordnung noch nicht. Zuerst muss er in die großen Zusammenhänge eingeführt werden, damit er später fähig sein wird, die gute und schlechte Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft richtig zu beurteilen.

„Durch viel Arbeit suchen wir unser Glück zu

vermehren, verwandeln es aber nur in Elend.“ (S. 70)

Zum Wohl des Geistes dient Emile die Arbeit mit den Händen. Aber nur ein nützliches und ehrliches Handwerk, das dem Talent des Zöglings entspricht, kann diesen Sinn erfüllen, wie etwa das Tischlerhandwerk. Auf keinen Fall darf es eine Arbeit sein, die ans Sitzen und an das Haus gebunden ist. Solche schwächlichen Aufgaben sind den Frauen zu überlassen. Im Gegensatz zu den Künsten, wo der Erfolg vom Ruf des Künstlers abhängig ist, zählt beim Handwerk nur das Werk selbst. Während der Künstler immer auf die Gunst anderer angewiesen ist und somit zum Spielball der öf fent li chen Meinung wird, ist diese für den Handwerker nie von Bedeutung. Auch

→ Emile wird sich nie an den Gedanken anderer orientieren oder sich in seinen Urteilen auf andere Meinungen beziehen.

Dieser

→ dritte Abschnitt des Lebens hat aus dem Zögling ein wirkendes und denkendes Wesen geschaffen, das durch den Vergleich seiner Sinnesempfindungen mit seinem Urteil eigene Ideen bilden kann.

Einführung ins gesellschaftliche Leben

Mit Beginn der Pubertät und dem Erwachen der ersten auf das andere Geschlecht bezogenen Gefühle erlebt der Jüngling seine zweite Geburt. Der Mensch wird jetzt wahrhaftig zum Leben geboren. Die

→ Fähigkeit zu fühlen macht ihn zum sittlichen Wesen, das nun die wahren Verhält- nisse der Menschen kennenlernen muss. Dabei hüte man sich davor, die Neugier des Zöglings für üble Sitten, wie die fleischliche Lust, zu wecken. Man bemühe sich vielmehr, den Zeitpunkt, diese Dinge ken nen zu ler nen, so lange wie möglich hin aus zu zö gern.

Zunächst muss Emile seine Gefühle entwickeln sowie eine Vorstellung von Gut und Böse erhalten. Er lernt, dass Leid und Elend zum Menschsein gehören. Da Emile das Leiden schon aus eigener Anschauung kennt, weckt diese Tatsache sein Mitgefühl und seine Menschlichkeit. Indem man ihm die Menschen in ihren gesellschaftlich bedingten, aber nicht natürlichen Unterschieden zeigt, führt man den Jüngling in die moralische Ordnung ein. Um der

→ Gefahr zu entgehen, dass dabei sein Herz verdirbt, erteilt man ihm diese Lektion durch die Geschichte. Emile erkennt so, dass viele Menschen von Vorurteilen und Knechtschaft geplagt werden. Weil er

→ sich selbst glücklich fühlt, werden ihn seine Urteilskraft und sein Verstand zu dem Schluss bringen, nicht ihrem Beispiel zu folgen.

„Die erste Erziehung soll also bloß negativ sein.

Sie besteht nicht darin, dass man die Tugend und

Wahrheit lehre, sondern das Herz vor dem Laster

und den Verstand vor dem Irrtum bewahre.“

(S. 88) → Erklärung warum negative Erziehung

Auf die Frage, was der Weg zum wahren Glück des Menschen sei, lässt sich mit dem

"Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars" antworten. Dieses Bekenntnis,

das dem Erzieher in jungen Jahren von eben jenem savoyischen Vikar eröffnet wurde, stellt die natürliche Religion ins Zentrum. Diese geht davon aus, dass Gott die Natur beseelt hat und er sich somit allein durch sie und nicht durch Bücher wahrhaft offenbart. Der Mensch, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist, wird durch die göttliche Vorsehung dazu angehalten, nur Gutes zu tun. Die Naturreligion zeigt Emile den wahren Sinn, gut zu sein. Für den 20-Jährigen ist nun die Zeit gekommen, das Geheimnis der Zeugung zu erfahren. Auf keinen Fall darf er dieses allein entdecken.

???? Mit einer Rede, die nichts verheimlicht, zeigt der Erzieher ihm das der Aus- schweifung innewohnende Verderben auf und lehrt ihn dadurch den Wert der Keuschheit schätzen.

„Die Herrschaft steht den Frauen nicht zu, weil die Männer es gewollt haben, sondern weil es die Natur so will.“ (S. 471)

Nun ist Emile bereit, den Menschen nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Einzelnen kennenzulernen. Die beiden begeben sich nach Paris. Emile verhält sich unter den Menschen vorbildlich, was allein auf seine sorgfältige Erziehung zurückzuführen ist. In der Gesellschaft wird der Jüngling damit vertraut gemacht, was für Menschen angenehm oder unangenehm ist, kurz: mit dem Geschmack. Ein guter Geschmack orientiert sich an der Natur und nicht am Luxus, denn Geld tötet jedes Glück. Der

fiktiven Fall der Erziehung eines Knaben. Das Werk ist ein pädagogisch-philosophischer Entwurf in Romanform. Die Geschichte von Emiles Heranwachsen wird von seinem Erzieher erzählt, der zugleich Außenstehender und doch auch Beteiligter beim Werdegang seines Zöglings ist. Erzähler und Autor, also der Erzieher und Rousseau selbst, scheinen vielerorts zu verschmelzen. Dieser Eindruck wird besonders dadurch hervorgerufen, dass auch der Erzähler unter dem Namen Jean-Jacques auftritt. Um der Leserschaft die praktische Umsetzbarkeit der Erziehung zu demonstrieren, werden regelmäßig Ge- sprächssequenzen und Erziehungsbeispiele eingefügt. Lange Textpassagen erörtern die verschiedenen Aspekte des Themas Erziehung; die eigentliche Romanhandlung ist eher spärlich und kaum der Rede wert. Eine Sonderstellung nimmt das "Glaubensbekenntnis des savoyischen Vikars" ein, das als Einschub im vierten Kapitel platziert ist. Das Bekenntnis ist im Grunde ein selbstständiger Text, der in formaler Hinsicht den Rahmen des Erziehungsromans sprengt. Inhaltlich jedoch ist er das Herzstück des Werks, an dem sich Emiles ganze Entwicklung orientiert. Alle Grundgedanken der Erziehung gemäß der Natur des Menschen werden im Glaubensbekenntnis entwickelt und begründet. Die immer wiederkehrenden Gefühlsausbrüche des Erzählers, besonders in Form von Ausrufen, sind Vorboten der Romantik, als deren Vorläufer Rousseau gilt.

Interpretationsansätze

 Emile ist das Vorbild eines "homme naturel", eines natürlichen Menschen. Von Natur aus ist der Mensch gut, so lautet Rousseaus Überzeugung, allein die Einflüsse der Gesellschaft verderben ihn. Der lasterhafte "homme social" verkehrt das Gute zum Bösen. Darum gilt es den "homme naturel" fern von allen schlechten Einflüssen der Gesellschaft heranwachsen zu lassen, bevor er in diese eingeführt wird. Nur so kann nach Rousseaus Auffassung die dekadente und sittenlose Gesellschaft gerettet werden.  Eine gute Erziehung ist eine Erziehung gemäß der Natur und nicht gemäß der Vernunft. Die Naturerziehung orientiert sich nicht an Vorschriften, Verboten und Weisheiten aus Büchern, sondern lässt das Kind durch seine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen lernen. Rousseau stand mit dieser Lehre im krassen Gegensatz zur Vernunftzentriertheit des Aufklärungszeitalters.  Der rechtschaffene Mensch ist für Rousseau nicht von der Meinung anderer abhängig, er ist kein Sklave seiner Leidenschaften, sondern stets sittlich in seinem Tun, wobei er den Gemeinnutz, also den Willen des Volkes, immer vor den eigenen Nutzen stellt.  Rousseau predigt auch eine natürliche Religion, die im Gegensatz zur Offenba- rungsreligion der Kirche steht: Nur die natürliche Religion führt wirklich zu Gott, der sich den Menschen einzig durch die Natur, nicht durch das Wort offenbart. Diese Religion orientiert sich allein am Gefühl und nicht an bestehenden Dogmen.  Emile wird wahrhaft als Kind erzogen - nicht als "kleiner Erwachsener", der nur noch nicht im Besitz seiner vollen Fähigkeiten und Kräfte ist. Erst die Pubertät, die zweite Geburt des Menschen, öffnet die Tür zur Welt der Erwachsenen.  Rousseau kann mit seiner Naturerziehung, die jegliche Eingriffe von außen verbietet, als Vorreiter einer antiautoritären Erziehung gesehen werden. Dass auch er trotzdem die lenkende Hand des Erziehers im Hintergrund verlangt, ist paradox.

Historischer Hintergrund

Die französische Aufklärung

Das 18. Jahrhundert war in Frankreich das Zeitalter der Aufklärung. Mit dem Tod von Ludwig XIV. im Jahr 1715 begann eine viele Lebensbereiche umfassende Liberalisierung. Sie führte zur Auflösung des extremen Absolutismus und schuf ein neues geistiges Klima, das in den Salons, Clubs und Cafés von Paris eifrig gepflegt wurde. Zudem trugen die Akademien mit ihren Preisausschreiben zu literarischen und wissenschaftlichen Fragen wesentlich zur Verbreitung des neuen, aufklärerischen Gedankenguts bei. Das Zeitalter der Aufklärung setzte die Vernunft über alles. Allein sie befähige den Menschen, die von der Tradition gesetzten Grenzen zu durch bre chen und seine wahre Bestimmung, seine Autonomie zu erreichen. Mithilfe der kritischen Vernunft wurden viele religiöse und po li tisch-so zia le Dogmen entthront und der Fortschritt in Wis sen schaft und Philosophie wurde vor an ge trie ben. Die aufklärerischen Philosophen, Schriftsteller oder Naturwissen- schaftler waren bestrebt, auf empirische Weise Zusammenhänge aufzuzeigen, falsche Gesetzmäßigkeiten aufzudecken und die Vernunft zu fördern. Ziel der Literatur war es, das Publikum zu besseren Menschen zu machen. Ein zentrales Werk der Aufklärung in Frankreich war die umfangreiche Enzyklopädie, herausgegeben von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert, die unzählige Artikel zum theoretischen und praktischen Wissen, zu den Wissenschaften und zum Gedankengut der Aufklärung enthielt. Rousseau trug einige Artikel über Musik zu diesem Werk bei. Die politischen, religiösen und moralischen Ansichten der Aufklärer stießen bei ihren Gegnern in Kirche und Staat, also bei allen, die ein Interesse an der fortdauernden Unmündigkeit der Menschen hatten, auf großen Widerstand und wurden einer strengen Zensur unterworfen. Dennoch beeinfluss- ten die Ideen der französischen Aufklärung ganz Europa und führten letztlich zur Französi- schen Revolution und allen folgenden Emanzipationsbestrebungen.

Entstehung

Rousseau verfasste Emile oder Von der Erziehung in Montmorency bei Paris, wo er von 1756 bis 1762 lebte. Zu dieser Zeit verscherzte es sich der eigensinnige und paranoide Denker mit all seinen Freunden. Voltaire verärgerte er mit einem polemischen Brief gegen dessen Gedicht über das Erdbeben von Lissabon. Und durch seinen Brief an d’Alembert über die Schauspiele, mit dem er sich aus sittlichen Gründen gegen eine Theatergründung in Genf stellte, wurde 1758 der endgültige Bruch mit Diderot und Melchior Grimm unaus- weichlich. Im Frühling 1759 zog der vereinsamte Rousseau ins Petit-Château, das ihm vom Herzog von Luxemburg zur Verfügung gestellt wurde. An diesem idyllischen Ort konnte er trotz Krankheit und Verfolgungsängsten am Emile und an der staatstheoreti- schen Schrift Vom Gesellschaftsvertrag weiterarbeiten. So brachte er die beiden Manuskripte im Sommer 1761 zum Abschluss. Bereits im Oktober begann ein Pariser Verleger mit dem Druck des Erziehungsromans. Einen Monat später verschlechterte sich Rousseaus Zustand dramatisch. Seine Wahnvorstellungen ließen ihn glauben, das Emile- Manuskript sei in die Hände der Jesuiten gefallen und sein wichtigstes Werk werde nun vernichtet. Doch im Mai 1762 erschien es gleichzeitig in Paris und Amsterdam.

Wirkungsgeschichte

Bereits wenige Tage nach der Veröffentlichung wurde das Buch vom Pariser Parlament verurteilt, beschlagnahmt und im Hof des Justizgebäudes exemplarisch verbrannt: Zu gefährlich und umstürzlerisch erschienen Rousseaus Ideen in der damaligen Zeit. Um einem Haftbefehl zu entgehen, flüchtete der Autor in die Schweiz. Doch auch die Genfer

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Emile oder Von der Erziehung
Jean-Jacques Rousseau
Paris/Amsterdam1762
Diese Ausgabe: Artemis & Winkler, 1997
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Rezension
Die natürliche Erziehung
Emile oder Von der Erziehung ist eine Mischung aus Roman und pädagogischer
Abhandlung. Rousseau stellt die vernunftzentrierte Pädagogik seiner Zeit an den
Pranger und entwirft das Vorbild einer an der Natur des Menschen orientierten
Erziehung. Denn nur diese könne die moralisch verwahrloste Gesellschaft vor dem
Verderben retten. Die am Beispiel des jungen Emile vorgeführte Naturpädagogik, die fern
der Gesellschaft stattfindet, ist jedoch mehr Vision als praktikable Anleitung. Rousseau
selbst war den Anforderungen der Vaterschaft nicht gewachsen und brachte alle seine fünf
Kinder ins Findelhaus. Trotzdem war sein Buch sehr wirkmächtig: Während seine für die
damalige Zeit kühnen und revolutionären Ideen bei den Zeitgenossen noch Wellen der
Empörung auslösten, leiteten sie in der Pädagogik eine Revolution ein. Rousseau selbst
bezeichnete den Emile als sein wichtigstes Werk. Als Erziehungsroman erfasst es alle
Bereiche des menschlichen Daseins und stellt somit eine Verdichtung von Rousseaus
Lebenswerk dar. Die wiederholten Gefühlsausbrüche des Erziehers sowie seine bissigen
Seitenhiebe gegen die Vertreter der Vernunfterziehung erheitern bei der ansonsten
bisweilen etwas langatmigen Lektüre.
Take-aways
Emile oder Von der Erziehung ist eine Mischung aus Roman und pädagogischer
Abhandlung.
Die Entwicklung des Knaben Emile wird von seinem Erzieher erzählt.
Eine an den natürlichen Anlagen des Jungen orientierte Erziehung soll einen recht-
schaffenen Menschen aus ihm machen.
Emile verbringt seine Kinderjahre auf dem Land, fern der Gesellschaft, wo sein
Körper und seine Sinnesorgane trainiert und gestärkt werden.
Der Zögling lernt nur durch eigene Erfahrungen, nicht durch theoretische Wissens-
vermittlung.
Da die Freiheit das höchste Gut des Menschen ist, spricht der Erzieher niemals Vor-
schriften aus, sondern lenkt Emile unbemerkt nach seinem Willen.

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