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Biologiedidaktik

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Einführung in die Biologiedidaktik

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Akademisches Jahr: 2019/2020
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Biologiedidaktik

Aufgaben von Biologiedidaktik und Biologieunterricht

  • Kurz: „Lernen und Lehren der Biologie“
  • Griechisch: didaskein (lehren, lernen, belehrt werden)
  • Im deutschen Sprachraum seit dem 17. Jahrhundert  „Lehrkunst“ um „allen alles vollständig zu lehren“

Definition

  • Bis heute keine einheitliche Definition von Biologiedidaktik
  • Manche Autoren sind: a. Eher methodisch orientierte Definitionen b. Eher theoretische orientierte Definitionen

Position der Biologiedidaktik

  • Umstrittene Position im System der Wissenschaften: Geisteswissenschaft vs. Naturwissenschaft
  • Teil und Gegenüber der Biologie
  • Grundsätzlich erziehungswissenschaftlicher Charakter
  • Gleichzeitig Metadisziplin der Biologie
  • Forschung: Methode der empirischen Sozialforschung und Psychologie

Aufgaben der Biologiedidaktik

  • Brückenfunktion zwischen Lebenswelt der Lernenden und Fachwissen der Biologie
  1. Methodik: Aufbereitung der Lerninhalte
  • Teilgebiet der „Allgemeinen Didaktik“
  • Didaktisch-Methodische Strukturierung des Unterrichts
  • Auswahl der Unterrichtsformen und –methoden
  • Auswahl von Unterrichtsmaterialien
  • Fachdidaktik: Fachspezifische Methoden
  • Ziele und Lerngruppe sollten im Zentrum stehen, nicht Methode
  1. Forschung: Untersuchung von Lerninhalten und Lernenden
  • Studien zur Entstehung von Interessen und Motivation
  • Studien zu Schülervorstellungen
  • Studien zu Handlungsbereitschaften (z. zum Schutz der Umwelt, zum Schutz der eigenen Gesundheit)
  • (Evaluations-)Studien zur Effektivität und Methoden und Konzepten
  • Wissenschaftliche Methoden:  Fragebogenstudien  Interviewstudien  Videographie  Teilnehmende Beobachtung
  1. Curriculum: Auswahl von Lerninhalten
  • Biologische Lerninhalte sind gesellschaftspolitisch determiniert
  • Gesellschaftliche Zielsetzungen, die heute durch die Schulcurricula im Fach Biologie reflektiert werden: o Evolution o Sexuelle Vielfalt und Sexualerziehung/ FAZ

o Bioethische Fragen (PND, GMO, IV-Fleisch usw.)  Historisch-gesellschaftliche Entwicklung spiegelt sich im Biologieunterricht

Geschichte des Biologieunterrichts

  • Biologieunterricht im 17. Jahrhundert (Johann Amis Comenius (1592 – 1670)) o Didactica Magna (1657) (Schulreform als Beitrag zur „Erneuerung der Welt“) o Ziel: Allen alles lehren o Kinder aller Stände, Mädchen und Jungen sollen kurz, angenehm und gründlich unterrichtet werden o Drei hauptsächliche Inhalte: 1. Wissenschaftliche Ausbildung (Eruditio) 2. Gute Sitten (Mores) 3. Frömmigkeit/ Religiosität (Religio) o Unterrichten von Realien: Naturbeobachtung o Biologieunterricht als Lebenskunde

  • Biologieunterricht im 18. Jahrhundert (August Hermann Francke (1663- 1727)) o Führte seit 1721 Realien in bürgerliche Schulen ein (als Recreationsübungen) o Realien: Erholung von den Anstrengungen des sprachlichen Unterrichts o Sommer: Botanische Exkursionen o Winter: Anatomsiche Übungen o Später: Aufnahme der Realien in Lehrplan o Realien sind überwiegend als Unterrichtsmethode zu verstehen

  • Biologieunterrichts im 19. Jahrhundert (und 20. Jahrhundert) ( Otto Schmeil (1896-1943) o Funktionelle-morphologische Betrachtungsweis o Experimente im Unterricht o Biologie zur Vermittlung wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse o weitere Reformbestrebungen der Lehrbücher zur Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse

  • Funktionen des Biologieunterrichts

    1. Biologieunterricht als Lebenskunde (Comenius)
    2. Biologieunterricht als Unterrichtsmethode (Francke)
    3. Biologieunterricht zur Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse (Schmeil)
    4. Biologie als politisches Instrument (der Ideologisierung)

o Schulleistungsstudien (TIMSS, PISA): Hinwendung zur Kompetenzorientierung o Bildungsstandards und Kerncurricula anstatt vornehmlich inhaltbezogener Lehrpläne o Effizienzsteigerung des Bildungssystems durch Evaluationen und Reformen

 Von der Input – Orientierung zur Output-Orientierung

TIMSS (1995 bis jetzt)

  • Trends in International Mathematics and Sience Study
  • Auftraggeber: International Association for the Evaluation of Education Achievement (IEA)
  • Beginn: 1995 im vierjährigen Turnus
  • Schwerpunkt: 4. Und 8. Jahrgangsstufe
  • Erhebung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Leistungen in der Grundschule (TIMSS 1), der Sek. 1 (TIMSS 2) und der Oberstufe und berufsbildenden Schulen (TIMSS Advanced)
  • TIMSS-Schock: Extrem schlechte Leistungsergebnisse für deutsche SuS (1999)
  • Nach 1999 nur noch Beteiligung bei TIMSS 1

Charakteristika der Aufgaben

  • Offener Lösungsweg
  • Keine Zuordnung zu fachlicher Thematik
  • Antwort ist im Aufgabentext nicht enthalten

Ausgewählte Ergebnisse

  • Schwächen in mathematisch-naturwissenschaftlicher Grundbildung selbst in Sek 2
  • Große Defizite im Verständnis naturwissenschaftlicher Arbeitsweise
  • Schwierigkeiten, mathematische und naturwissenschaftliche Modelle und Prinzipien auf alltägliche und komplexe Problemstellungen zu übertragen
  • Mangelnde Problemlösekompetenz in anwendungsbezogenen Kontexten extrem problematisch
  • Stärken liegen eher in der Lösung mathematischer Routineaufgaben

TIMSS-Viedo-Studie (1999)

DE:

  • Fragende-entwickelnder Unterricht

  • Wissenserwerb

  • Schülerarbeitsphasen dienen dem Üben

  • Oft eine richtige Lösung

  • Lehrer(in) lenkt oft kleinschrittig

Japan:

  • Problemorientierter Unterricht
  • Problem lösen
  • Schülerarbeitsphasen dienen dem Erarbeiten
  • Mehrere richtige Lösungen möglich
  • Lehrer(in) fasst zusammen, erklärt und ordnet

Konsequenzen aus dem „TIMSS-Schock“

  • Programme zur Förderung mathematisch-naturwissenschaftlicher Fähigkeiten
  • Internationales, praxisorientiertes Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte, Start 1999 mit 180 Schulen
  • Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation

PISA – Auftraggeber, Format und Ziele

  • OECD – Organisation for Economic Co-Operation and Development

Wie funktioniert PISA?

  • Programme for International Student Assessment (PISA) (Programm zur internationalen Schüler Bewertung)
  • Internationale Schulleistungsstudie
  • Mehr als 80 Länder (36 OECD-Staaten plus Partnerstatten)
  • Untersuchung der „Kompetenzen“ 15 jähriger
  • Beginn: 2000
  • Erhebung alle 3 Jahre
  • Drei unterschiedliche Schwerpunkte (plus Spezialthemen, z. Problemlösekompetenzen und „Digital Literacy“)
    1. Lesekompetenzen
    2. Mathematische Kompetenzen
    3. Naturwissenschaftliche Kompetenzen

Teilnehmenden Staaten haben sich von 2000 (43) bis 2018 (80) fast verdoppelt

Schwerpunkte wechseln zwischen Lesen, Mathematik und NAWI, aber immer: Probleme (Problemlösekompetenzen und ein weiterer Schwerpunkt)

PISA – Ziele

Daten für Entscheidungsträger, um politische Vorgaben festzulegen mit dem Ziel, Bildungssysteme zu verbessern

  • Wenige SuS sehen sich in NAWI-Berufen (im Vergleich mit OECD- Durchschnitt)
  • Mädchen wollen eher Gesundheitsberufe ergreifen, Jungen dagegen Ingenieur-/ Techniker-Berufe
  • NAWI-Aktivitäten sind eher gering (und liegen unter dem OECD- Durchschnitt)
  • Freude am NAWI-Lernen ist mittelmäßig (und liegt deutlich unter dem OECD-Durchschnitt)
  • Interesse an NAWI Themen ist mittelmäßig. „Ökosysteme scheinen besonders interessant, ebenso wie Krankheiten“
  • 16% der Varianz der NAWI-Leistungen werden durch sozioökonomischen Status erklärt (mehr als der OECD-Durchschnitt)
  • 43% resiliente SuS (mehr als der OECD-Durchschnitt)
  • SuS mit Migrationshintergrund zeigen wesentlich geringere Leistungen in NAWI (weit über dem OECD-Durchschnitt)

Bildungsstandards als Fundament

  • Unterricht -> Individuelle Lehrperson, Lehrerteams
  • Fachcurricula –> Fachkonferenzen (Schulen)
  • Kerncurricula -> Kulturministerien der Länder
  • Bildungsstandards –> KMK (Kulturministerkonferenz) (BUND)

Kompetenzbereiche im Fach Biologie

  • Fachwissen (Lebewesen, biologische Phänomene, Begriffe, Prinzipen, Fakten kennen und den Basiskonzepten zuordnen) o Basiskonzepte
    1. System
    2. Struktur und Funktion
    3. Entwicklung
  • Erkenntnisgewinnung (Beobachten, Vergleichen, Experimentieren, Modelle nutzen, Arbeitstechniken anwenden)
  • Kommunikation (Informationen sach- und fachbezogen erschließen und austauschen)
  • Bewertung (Biologischen Sachverhalte in verschiedene Kontexten erkennen und bewerten)

Kerncurricula Niedersachsen

  • Konkretisierung der Bildungsstandards

  • Naturwissenschaftliche Grundbildung (= „Scientific Literacy“)

  • Kerncurriculum Naturwissenschaften mit separatem Teil für Physik, Chemie, Biologie

  • Erwartete Kompetenzen nach Doppeljahrgängen eingeteilt nach Kompetenzbereiche und Basiskompetenz

  • 8 Basiskonzepte der EPA (Einheitliche Prüfungsordnungen in der Abiturprüfung)

  • Basiskonzepte der Bildungsstandards

    1. System + 2. Struktur und Funktion  Basiskonzepte der EPA Biologie (1)Kompartimentierung (2)Stoff- und Energieumwandlung (3)Steuerung und Regelung (4)Information und Kommunikation (5)Struktur und Funktion
    2. Entwicklung (6)Reproduktion (7)Variabilität und Angepasstheit (8)Geschichte und Verwandtschaft

Theoretische und empirische Fundierung von Kompetenzmodellen

  • Präskriptiver Rahmen o Internationale Standards (OECD) o Nationale Standards (Bildungsstandards) o Kerncurricula
  • Theoretische Grundlagen o Fachdidaktische Modelle und Theorien o Psychologische Modelle und Theorien o Pädagogische Modelle und Theorien

 Beides haben Einfluss auf das Kompetenzmodell (Struktur – Niveaustufen- Entwicklung)  Darauf beziehen sich auch Empirische Befunde und Netzwerkanalyse

  • Empirische Befunde o Schulleistungsstudien (TIMSS/ PISA) o Didaktische Forschungen o Psychologische Forschungen
  • Netzwerkanalyse o Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Kompetenzen

Welche Teilkompetenzen gibt es im Kompetenzbereich im Fach Biologie?

  • Teilkompetenzbereich im Kompetenzbereich: a. Kommunikation b. Bewertung c. Fachwissen d. Erkenntnisgewinnung

Kompetenzmodell zur Kommunikation

Informationen erschließen (Rezeptive Fähigkeiten)

  1. Erstelle eine Botschaft:
  • Sprache, Bild, Diagramm, Modell, Präsentation

Hörer:

  1. Nimm Botschaft wahr
  2. Konstruiere eine Vorstellung
  3. Erstellt eine Antwort: Sprache, Bild, Diagramm, Modell, Präsentation

Sprachsensibler Biologieunterricht

Erlass: „Förderung von Bildungserfolg und Teilhabe von SuS nicht deutscher Herkunftssprache“

  • Förderung von sprachlicher Handlungsfähigkeit = Aufgabe jeden Unterrichts
  • Zwei sprachliche Anforderungsbereiche im Biologieunterricht
    1. Rezeption von sprachlichem Input o Texte lesen, Aufgaben verstehen, einem Vortrag folgen,...
    2. Produktion von sprachlichem Output o Texte verfassen, Aufgaben bearbeiten, am „Unterrichtsgespräch“ teilhaben,...

Sprachlicher Input -> Textebene, Wortebene. Satzebene (Operatoren aus Kerncurriculum) -> Sprachlicher Output

Nachhaltige Entwicklung

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der jetzigen Generation befriedigt, ohne die Bedürfnisse der nachfolgenden Generation zu gefährden.“

 Prinzip der Grundbedürfnisorientierung bei intra- und intergenerationaler Gerechtigkeit

  • WCED (World Comission on Environment and Development)
  • Auch „Brundtland Kommission“ genannt
  • Gründung 1983
  • Eingesetzt von der UN-Vollversammlung, um eine „Umwelt-Perspektive“ bis zum Jahr 2000 zu entwickeln
  • Von Anfang an Fokussierung auf ökologische, ökonomische und soziale Aspekte
  • Faktische Komplexität o Unischeres Wissen o Problematische Folgenabschätzung menschlichen Handelns o Interdisziplinäre Anlage der Problematik
  • Ethnische Komplexität o Gerechtigkeitsfragen und Benefit Sharing o Fragen von Empathie und Mitgefühl o Verantwortungsattributionen

Ethik:

  • Teilbereich der Philosophie
  • „Sittenlehre“, „Moralphilosophie“ oder „Wissenschaft von Moral“
  • Befasst sich mit der Bewertung menschlichen Handelns

Moral

  • Gesamtheit von ethisch-sittlichen Werten und Normen, die das zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich akzeptiert werden
  • Aus ihr ergeben sich Handlungsmuster-, -konventionen, -regeln, oder – prinzipien von Individuen, Gruppen und Kulturen

Werte:

Erstrebenswert oder moralische gut betrachtete Eigenschaften bzw. Qualität, die Objekte, Ideen, Sachverhalte, Handlungsmustern, Charaktereigenschaften beigemessen weren

Normen

  • Leiten sich aus Werten ab und bieten konkrete Vorschriften für soziales Handeln
  • Die Norm sagt, was in einer Situation notwendig und allgemeingültig geschehen soll
  • Kompetenzmodell – KB Bewertung
  1. Konzept: Göttinger Modell der Bewertungskompetenz  Kontexte Nachhaltiger Entwicklung a. Kennen und Verstehen von Nachhaltiger Entwicklung: Wissenskomponente b. Kennen und Verstehen von Werten und Normen: Ethnisches Basiswissen c. Generieren und Reflektieren von Sachinformationen: Kommunikationskomponente (Wissensrepräsentation) d. Bewerten, Entscheiden und Reflektieren: Bewerten und Entschieden  Dazu kommen noch 4 Kompetenzniveaus

Entscheidungsstrategien

  1. Intuitives Entscheiden

  2. Non-kompensatorische Entscheidung; Benutzen von K. –Kriterien

  3. Kompensatorisches und non-kompensatorisches Entscheiden, K.- Kriterien und Abwägen

  4. Kompensatorisches Entscheiden und Abwägen  1. – 5.: Weniger elaboriert bis elaboriert

  5. Nennen von Handlungsoptionen

  6. Aufzählung berührter ethischer Werte

  7. Unterscheidung zwischen deontologischen und konsequenzialitischen Argumenten

  8. Begründete Urteilsfällung und Diskussion alternativer Urteile

  9. Aufzählen von Konsequenzen

Bioethische Themen und eigene Meinungsbildung

  • Indoktrinationsverbot („Überwältigungsverbot“) o Multiperspektivität innerhalb der Gesellschaft muss im Unterricht aufgegriffen werden o Ziel: Multiperspektivischer Unterricht o Grenzen: Meinung der Lehrkraft und freiheitliche-rechtliche Grundordnung
  • Tipps für die Praxis:
  1. In argumentationshomogene Klassen Multiperspektivität einbringen (z. durch Provokation)
  2. In argumentationsheterogene Klassen als Moderator fungieren (ggf. Diskussionsregeln festhalten)

Kompetenzbereiche Erkenntnisgewinnung

Drei Schritte des hypothesengeleiteten Arbeitens

  1. SuS formulieren aus einem Problem heraus eine Fragestellung und stellen darauf bezogen eine Hypothese auf
  2. SuS planen ein Experiment und führe es durch
  3. Sie werden die gewonnenen Daten aus und interpretieren sie hinsichtlich der Hypothesen

Sonstige Arbeitstechniken: Mikroskopieren, Zeichnen, Beobachten, Vergleichen, Bestimmen...

  • Experimentieren und Modelle nutzen

Natur der Naturwissenschaft

  • Im Englischen „Nature of Science“ (NOS)
  • Wie werden naturwissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen?
  • Wie verlässlich sind Daten und Aussagen der Naturwissenschaften?
  • Können Naturwissenschaften Beweise erbgingen oder lediglich Vermutungen verifizieren/falsifizieren?
  • Was sind Tatsachen, was Vermutungen?  Alles in der Definition von Scientific Literacy („Naturwissenschaftliche Grundbildung“) inbegriffen

Naturwissenschaftlicher Kompetenzbegriff (Scientific Literacy („Naturwissenschaftliche Grundbildung“))

  • Fähigkeit, naturwissenschaftliches Wissen anzuwenden, naturwissenschaftliche Fragen zu erkennen und aus Belegen Schlussfolgerungen zu ziehen  Naturwissenschaftliche Fragestellungen erkennen  Naturwissenschaftliche Phänomene erklären  Naturwissenschaftliche Evidenz nutzen

Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie

  • Hypothesen können niemals belegt, sondern nur wiederlegt werden
  • Eine Hypothese kann sich bewähren, was wahrscheinlicher dazu führen kann, dass die dahinter stehende Theorie wahr ist

Das Induktionsproblem „Vom Besonderen zu Allgemeinen“

  • Hypothesen können nicht beweisen, sondern nur wiederlegen und durch neue Hypothesen ersetz werden
  • Theorien und Methoden der Erkenntnisgewinnung haben einen zentralen Stellenwert in den Naturwissenschaften  Wissenschaftliche Erkenntnisse sind stets vorläufig

Naturwissenschaftlicher Erkenntnisweg

  • Induktion: Vom Besonderen zum Allgemeinen
  • Hypothetische-Deduktion: prüfbarer Aussagen aus Hypothesen
  • Methode: Naturwissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung
  • Theorien: können jederzeit revidiert werden  SuS sollen den NAWI – Erkenntniswerg theoretisch verstehen und praktisch umsetzen

Wie funktioniert biologische Forschung in der Schule?

Idealtypische Abfolge wissenschaftlichen Arbeitens

a. Frage b. Recherche c. Hypothese d. Planung e. Experiment f. Mathematisierung g. Visualisierung h. Überprüfung

Kompetenzniveau der naturwissenschaftlichen naturwissenschaftlichen Grundbildung (Scientific Literacy, SL)

  1. Nominale SL
  • Naive Äußerungen zu NAWI
  • Falsche Vorstellungen von NAWI-Konzepten
  • Unzureichende Erklärung von NAWI-Phänomenen
  1. Funktionale SL

Häufige „Fehler“ von Schülern im Anfangsunterricht

  • Schülervorstellungen zum Experimentieren (Effekte anstatt Ursachen – Wirkungs- Beziehung)
  • Fehlen eines Kontrollansatzes
  • Keine Unterscheidung von Testvariablen und Kontrollvariablen (Welche Variable muss konstant gehalten werden, welche wird variiert?)
  • „positive Testing“ (Nur beständige Daten werden erhoben)
  • „Confirmation Bias“ (Eine Hypothese falsifizierende Daten werden ignoriert)

Der Weg zum „Problemorientierten Unterricht“

  1. Problem
  2. Hypothese
  3. Erarbeitung
  4. Rückzug
  5. Sicherung

Problem – Based Learning (PBL)

  • Ein Konzept entstanden aus einem Problem o Defizite in einer Hochschullehre der Medizin in den USA der 1970er  Träges und isoliertes Wissen durch klassische , disziplinäre Curricula  Fehlende Transferleistung auf „wirkliche“ Fälle

Problem-Based Learning Cycle

  1. Problem Stimulus
  2. OD Fakten
  3. Hypothesen entwickeln
  4. ID Wissensdefizite
  5. Anwendung v. Gelerntem
  6. Abstraktion
  7. Hypothesen entwickeln oder ID Fakten

Gute Probleme

Well-Structured Probleme

  • Vorgegebene Lösungswerge, die von Lehrenden bestimmt werden
  • Lösung in Einzelleistung
  • Disziplinäre Orientierung
  • Relative Sicherheit
  • Ein oder wenige korrekte Lösungswege
  • Lösung ist im Problemaufriss enthalten
  • Nicht unbedingt alltagsweltlicher Bezug

3- Structured Problems

  • Offene Lösungswege, über die SuS entscheiden
  • Lösung als Gruppenleistung
  • Interdisziplinäre Orientierung
  • Unsicherheit
  • Mehrere korrekte Lösungswege
  • Lösung ist im Problemaufriss nicht enthalten
  • Starker alltagsweltlicher Bezug

Forschend-Entwickelndes Unterrichtsverfahren

  • Problemlösen im naturwissenschaftlichen Unterricht
  • 5 Denkstufen
    1. Problemgewinnung
    2. Überlegung zur Problemlösung
    3. Durchführung eines Lösungsvorschlags
    4. Abstraktion der gewonnenen Erkenntnisse
    5. Wissenssicherung

Problemorientierter Unterricht: Phasen/ Lernschritte

  1. Einstieg/ Problem:
  • Fragwürdigkeit des Phänomens
  • Begrenztheit der bisherigen Konzepte
  1. Lösungsplanung 1:
  • Hypothesenbildung
  • Generierung von Erklärungsansätzen
  1. Lösungsplanung 2:
  • Entwicklung von Untersuchungsansätzen
  • Kreative Methodenentwicklung
  1. Erarbeitung:
  • Umsetzung der eigenen Planung
  • Datenerhebung
  1. Auswertung:
  • Deutung und Schlussfolgerung
  • Rückbezug zu Hypothesen
  1. Festigung/ Vertiefung
  • Sicherung des Erlernten
  • Einbeziehung weiterer Beispiele

Problemorientierter Unterricht: Potential vs. Schwierigkeiten

Potential:

  • Generierung von flexiblem Wissen
  • Problemlösekompetenz
  • Selbstgesteuertes Lernen
  • Kooperationsfähigkeit
  • Intrinsische Motivation

Klassifizierung von Modellen

a. Realitätsbereich

  • Denkmodell (gedanklich)
  • Anschauungsmodell (materiell) b. Erkenntnisprozess
  • Forschungsmodelle (unbek. Sachverhalte)
  • Lern- und Lehrmodelle (bekannte Sachverhalte) c. Dimensionen
  • Bildliche Modelle (zweidimensional)
  • Körperliche Modelle (dreidimensional) d. Eigenschaften
  • Funktionsmodelle (dynamisch)
  • Strukturmodelle (statisch) e. Entsprechung
  • Konstrukt Modelle (theoretisch)
  • Analogmodelle o Prominent im NAWI Unterricht  Problem: können in mentalen Modelle von SuS übersetzt werden, die von fachlichen Vorstellungen abweichen
  • Homologmodell o Orientiert sich an der Struktur des Originals  Problem: Strukturen können als reale Abbilder verstanden werden

Problem an Modellen

  • SuS nehmen Modelle häufig als gesetzt wahr
  • Sehen sie als Abbilder der Realität und können sie folglich nicht angemessen reflektieren
  • Vier Einflussvariablen: o X ist ein Modell des Originals Y für den Verwender Z in der Zeitspanne t bezüglich der Intention Z

Intellektuelle Entwicklung bei Schülern

  1. Dualismus
  • Orientierung an der „Wahrheit“: Eine richtige Darstellung
  1. Multiplismus
  • Diverse Repräsentationen werden akzeptiert, da die richtige Darstellung noch nicht vorliegt
  1. Relativismus
  • Wissen ist relativ und kontextabhängig
  • Probleme werden im Kontext betrachtet, keine absolute Wahrheit
  1. Engagierte Relativismus
  • Wissen soll ethische und sozial korrekt sein und korrekt im Kontext betrachtet werden

  • Modelle werden auf Grund ihrer Ähnlichkeit zum realen Objekt bewertet

  • Unterschiedliche Modelle werden als Resultat unterschiedlicher Meinungen gesehen

  • Unterschiedliche Modelle werden als gleichermaßen richtig oder falsch betrachtet; es wird erkannt, dass sie mit unterschiedlichen Zielsetzungen modelliert wurden

Modellkompetenzen: Empirische Befunde

  • Modelle werden als Abbild der Realität gesehen
  • Modelle werden nur verbessert, wenn sie als falsch angesehen werden
  • Unrichtige Annahmen: Je näher das Modell an der Realität orientiert ist, desto besser (Dualismus/ Multiplismus)
  • Modelle werden fälschlicherweise als Objekt betrachtet
  • Modelle werden nicht in ihrer zentralen Rolle im Erkenntnisprozess verstanden

Modellkritik zur Förderung von Modellkompetenz

  • Analogisierung von Modell und Original (z. in Tabellenform)
  • Erörterung von Stärken und Schwächen
  • Reflexion des „Beiwerks“
  • Wenn möglich, sollte ein Phänomen durch unterschiedliche Modelle verdeutlicht werden“ (Multiple Modelle und multiple Repräsentationen)

Zusammenfassung Modelle

  • Stellenwert der Modellarbeit in den Naturwissenschaften o NAWi – Denken = Modelldenken o Keine Abbilder der Realität angestrebt o Unterliegen subjektiver Betrachtung eines Wissenschaftlers o Definition von naturwissenschaftlichen Denken als Modelldenken fördert SL

Warum Basiskompetenz?

  • Explosionsartige Entwicklung des Wissensbestand -v. in der Biologie
  • Orientierung auf zu erwerbende Kompetenzen (Output)
  • Eine reine Reduktion der Inhalte wird der Komplexität als ein Kennzeichen der Biologie nicht gerecht
  • Erste Versuche der Strukturierung bereits in den 1970er und 1980er Jahren (z. Kennzeichen des Lebendigen: Bewegung, Reizbarkeit, Wachstum, Themenbereiche: Ökologie, Stoffwechselphysiologie etc.)
  • 3 Basiskompetenzen nach der KMK
    1. System
    2. Struktur und Funktion
    3. Entwicklung

8 Basiskonzepte der EPA

  • EPA = Einheitliche Prüfungsordnungen in der Abiturprüfung
  1. Struktur und Funktion
  2. Kompartimentierung
  3. Steuerung und Regelung
  4. Stoff- und Energieumwandlung
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Biologiedidaktik

Kurs: Einführung in die Biologiedidaktik

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Biologiedidaktik
Aufgaben von Biologiedidaktik und Biologieunterricht
- Kurz: „Lernen und Lehren der Biologie“
- Griechisch: didaskein (lehren, lernen, belehrt werden)
- Im deutschen Sprachraum seit dem 17. Jahrhundert
Lehrkunst“ um „allen alles vollständig zu lehren
Definition
- Bis heute keine einheitliche Definition von Biologiedidaktik
- Manche Autoren sind:
a. Eher methodisch orientierte Definitionen
b. Eher theoretische orientierte Definitionen
Position der Biologiedidaktik
- Umstrittene Position im System der Wissenschaften: Geisteswissenschaft
vs. Naturwissenschaft
- Teil und Gegenüber der Biologie
- Grundsätzlich erziehungswissenschaftlicher Charakter
- Gleichzeitig Metadisziplin der Biologie
- Forschung: Methode der empirischen Sozialforschung und Psychologie
Aufgaben der Biologiedidaktik
- Brückenfunktion zwischen Lebenswelt der Lernenden und Fachwissen der
Biologie
1. Methodik: Aufbereitung der Lerninhalte
- Teilgebiet der „Allgemeinen Didaktik“
- Didaktisch-Methodische Strukturierung des Unterrichts
- Auswahl der Unterrichtsformen und –methoden
- Auswahl von Unterrichtsmaterialien
- Fachdidaktik: Fachspezifische Methoden
- Ziele und Lerngruppe sollten im Zentrum stehen, nicht Methode
2. Forschung: Untersuchung von Lerninhalten und Lernenden
- Studien zur Entstehung von Interessen und Motivation
- Studien zu Schülervorstellungen
- Studien zu Handlungsbereitschaften (z.B. zum Schutz der Umwelt, zum
Schutz der eigenen Gesundheit)
- (Evaluations-)Studien zur Effektivität und Methoden und Konzepten
- Wissenschaftliche Methoden:
Fragebogenstudien
Interviewstudien
Videographie
Teilnehmende Beobachtung
3. Curriculum: Auswahl von Lerninhalten
- Biologische Lerninhalte sind gesellschaftspolitisch determiniert
- Gesellschaftliche Zielsetzungen, die heute durch die Schulcurricula im Fach
Biologie reflektiert werden:
oEvolution
oSexuelle Vielfalt und Sexualerziehung/ FAZ