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Handlungstheorien Lernzettel

Wintersemester
Kurs

Soziologische Theorien I: Handlungstheorien (1.210)

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Akademisches Jahr: 2018/2019
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Universität Osnabrück

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3. Semester

Text Vorschau

Max Weber:

Handeln, soziales Handeln § 1. Soziologie (im hier verstandenen Sinn dieses sehr vieldeuig gebrauchten Wortes) soll heißen: eine Wissenschat, welche soziales Handeln deutend verstehen und da-durch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. „Handeln“ soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjekiven Sinn verbinden. „Soziales“ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orieniert ist. Handlung = Verhalten + subjekiver Sinn Zwei Fragen, auf die das Verstehen subjekiven Sinns antwortet: - Welche Handlung wurde vollzogen?  „aktuelles Verstehen“ - Warum wurde diese Handlung vollzogen?  „erklärendes oder moivaionsmäßiges Verstehen“ Weberscher Handlungsbegrif:

V e r h a l t e n s u b j e k t i v e r S i n n

a k t u e l l e s V e r s t e h e n [ w e lc h e H a n d l u n g w u r d e v o l l z o g e n ]

e r k l ä r e n d e s o d e r m o t i v a t i o n s m ä ß i g e s V e r s t e h e n [ w a r u m w u r d e n d i e s e H a n d l u n g v o l l z o g e n ]

H a n d l u n g

Soziologisches Handlungsverstehen im Sinne Webers zielt – - nicht auf das Verstehen individualspeziischer bzw. personenbezogener Moive, sondern in erster Linie auf das - Verstehen sozial typischer Moive, wie sie für Handelnde in typischen sozialen Situaionen charakterisisch sind. Soziale Beziehung § 3. Soziale „Beziehung“ soll ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseiig eingestelltes und dadurch orieniertes Sichverhalten mehrerer heißen. Die soziale Beziehung besteht also durchaus und ganz ausschließlich: in der Chance , dass in einer (sinnhat) angebbaren Art sozial gehandelt wird, einerlei zunächst: worauf diese Chance beruht. Variabilität sozialer Beziehungen in der Sozial-, Sach- und Zeitdimension: - Sozial dimension: Zwei oder mehr Akteure (keine Obergrenze angebbar), bei denen es sich nicht nur um Personen, sondern auch um Gruppen oder Organisaionen handeln kann; - Sach dimension: Keine Einschränkung (Konkurrenz, Kampf, Herrschat etc. sind gleichermaßen mögliche Inhalte einer sozialen Beziehung); - Zeit dimension: Eine soziale Beziehung kann nur wenige Sekunden dauern; sie kann sich aber auch über Generaionen hinweg erstrecken.

Besimmungsgründe sozialen Handelns Wie jedes Handeln kann auch das soziale Handeln besimmt sein

  1. zweckraional : durch Erwartungen des Verhaltens von Gegenständen der Außenwelt und von anderen Menschen und unter Benutzung dieser Erwartungen als „Bedingungen“ oder als „Mitel“ für raional, als Erfolg, erstrebte und abgewogene eigne Zwecke, -
  2. wertraional : durch bewussten Glauben an den – ethischen, ästheischen, religiösen oder wie immer sonst zu deutenden – unbedingten Eigen wert eines besimmten Sichverhaltens rein als solchen und unabhängig vom Erfolg, -
  3. afektuell , insbesondere emoional : durch aktuelle Afekte und Gefühlslagen, -
  4. tradiional : durch eingelebte Gewohnheit.
    • „Zweckraional handelt, wer sein Handeln nach Zweck, Miteln und Nebenfolgen, wie endlich auch die verschiedenen möglichen Zwecke gegeneinander raional abwägt.“ Frage: Nach welchen Kriterien werden die Zwecke im Rahmen zweckraionalen H. ausgewählt? Antwort: Zwei Möglichkeiten der Abwägung zwischen verschiedenen möglichen Zwecken bzw. Folgen nach Weber – (a) wertraional; (b) nach gegebenen und nach ihrer Dringlichkeit geordneten subjekiven Bedürfnissen. Handlungsbegrif + Besimmungsgründe des Handelns:

V e r h a l t e n s u b j e k t i v e r S i n n

a k t u e l l e s V e r s t e h e n [ w e lc h e H a n d l u n g w u r d e v o l l z o g e n ]

e r k l ä r e n d e s o d e r m o t i v a t i o n s m ä ß i g e s V e r s t e h e n [ w a r u m w u r d e d i e s e H a n d l u n g v o l l z o g e n ]

B e s t i m m u n g s g r ü n d e d e s H a n d e l n s :

  1. z w e c k r a t io n a l
  2. w e r t r a t io n a l
  3. a f f e k t u e l l
  4. t r a d it io n a l

H a n d l u n g

Zur Begründung der Weberschen Typologie der „Besimmungsgründe sozialen Handelns“: 1. Methodologische Begründung der Zentralstellung von zweck- und wertraionalem Handeln: In dem Maße, in dem ein Handeln als zweck- bzw. wertraional orieniertes Handeln gedeutet werden kann, ist der Sinn dieses Handelns in maximalem Umfang verständlich; umgekehrt verringert sich die Verständlichkeit eines Handelns in dem Maße, in dem seine nicht- bzw. irraionalen Moivierungsanteile zunehmen. - Die „verstehende Soziologie“, der es darum gehen muss, die Möglichkeiten des deutenden Verstehens von Handlungen in maximaler Weise auszuschöpfen, muss deshalb zunächst versuchen, ein untersuchtes Handeln als poteniell (zweck- bzw. wert-)raionales Handeln zu rekonstruieren. - Erst in dem Maße, in dem dies nicht gelingt, muss sie auch nicht- bzw. irraionale Moivierungsmöglichkeiten (bis hin zu völlig sinnfremden Faktoren etwa rein

Wichige Diferenz zu Weber: - Parsons geht davon aus, dass nicht nur die Unterscheidung von Zweck und Mitel als konsituives Element jeden Handelns betrachtet werden muss, sondern darüber hinaus jedes Handeln auch an normaiven Standards orieniert ist. Handeln und das Verhältnis zwischen normaiven und bedingenden Elementen: „Handeln muss vorgestellt werden als etwas, das einen Zustand der Spannung zwischen zwei unterschiedlichen Ordnungen von Elementen impliziert, der Ordnung der normaiven und der bedingenden Elemente“ Der „acion frame of reference”:

R e s t r i k t i o n e n S e l e k t i o n Z i e l e V e ra u s g a b u n g v o n E n e r g ie ( e f f o r t)

A k t e u r n o r m a t iv eS t a n d a r d s

S e l e k t i o n B e d in g u n g e n u n d M it t e l

S it u a t io n Die Parsons‘sche Kriik an der empirischen Unangemessenheit des Handlungsbegrif des „Uilitarismus“:

  • Ein Handlungsbegrif der nur Bedingungen, Miteln und Ziele als Orienierungsgrundlage des Handelns voraussetzt, ist empirisch unzureichend
  • Das uilitarisische Handlungsmodell sieht normaive Standards als eigenständiges Orienierungselement des Handelns nicht vor.
  • Statdessen geht das uilitarist. Handlungsmodell davon aus, dass jedes Handeln allein nach dem Ziel strebt, menschliche Bedürfnisse (im Sinne egoisischer Nutzen- maximierung) zu befriedigen und dazu die technisch am besten geeigneten Mitel aus-wählt.
  • Parsons‘ Darstellung und Diskussion des vorstaatlichen „Naturzustandes“ bei Thomas Hobbes (1588-1679) als gedankenexperimentelle Simulaion eines gesellschatlichen Zustandes, in dem alle Akteure in Übereinsimmung mit dem uilitarisischen Handlungsmodell agieren:  „Krieg aller gegen alle“ (Hobbes).
  • These der Unlösbarkeit des Problems der sozialen Ordnung (als normaiver Ordnung), sofern angenommen wird, dass Akteure nur nach egoisischer Nutzen- maximierung streben (=uilitarisisches Handlungsmodell);
  • dies deshalb, weil unter diesen Voraussetzungen der von Hobbes für den vorstaatlichen „Naturzustand“ der Gesellschat angenommene „Krieg aller gegen alle“ nicht beendet werden könne
  • Weil das Hobbes‘sche Problem der sozialen Ordnung a) unter den Voraussetzungen des uilitarisischen Handlungsmodells nicht zu lösen wäre , zugleich aber beobachtet werden kann, dass b) dieses Problem in der gesellschatlichen Wirklichkeit fakisch gelöst ist , muss das uilitarisische Handlungsmodell falsch sein. - Fazit : Die Parsons‘sche Kriik gegen-über dem Uilitarismus lautet: Die Orienierung der Akteure an normaiven Standards ist eine notwendige Voraussetzung für die Lösung des Problems sozialer Ordnung.

Persönlichkeitstheoreische Implikaionen des Handlungs-begrifs und die Subsysteme von Handlungssystemen „Das normale konkrete Individuum ist eine moralisch disziplinierte Persönlichkeit. Das bedeutet insbesondere, dass die normaiven Elemente ihm ‚innerlich‘, ‚subjekiv‘ geworden sind. In einem besimmten Sinne ‚ideniiziert‘ es sich mit ihnen“. Eine moralische Regel ist nicht moralisch, wenn sie nicht als verplichtend anerkannt ist, wenn die Einstellung ihr gegenüber nicht eine völlig andere als die der Nützlichkeit ist. Aber zugleich ist sie ebenfalls nicht wahrhat moralisch, wenn es nicht wünschenswert erscheint, ihr zu gehorchen, wenn nicht das Glück und die Selbsterfüllung des Individuums mit ihr verbunden sind. Nur die Verbindung dieser beiden Elemente ergibt eine vollständige Beschreibung der Natur der Moralität“ Schlussfolgerung daraus: - Gesellschatliche Normen werden nicht allein deshalb beachtet, weil bei ihrer Verletzung Sankionen drohen ( „Insituionalisierung“ gesellschatlicher Werte u. Normen) - Als zweite notwendige Voraussetzung für die Lösung des Problems sozialer Ordnung trit die Verinnerlichung ( „Internalisierung“) von Werten und Normen hinzu.

S u b s y s t e m e S y s t e m e le m e n te I n t e r s y s t e m is c h e B e z ie h u n g e n

k u l t u r e l l e s S y s t e m

s o z i a l e s S y s t e m

P e r s ö n l i c h k e i t s s y s t e m

g e n e r a l i s i e r t e S y m b o l e ; W e r t e R o l l e n

B e d ü r f n i s d i s p o s i t i o n e n

I n s t i t u t i o n a l i - s i e r u n g

I n t e r n a l i s i e - r u n g

H a n d lu n g s - k o n t r o lle

ä u ß e r e K o n t r o l l e d u r c h s o z ia le S a n k t io n e n i n n e r e K o n t r o l l e d u r c h p s y c h is c h e S a n k t io n e n

Warum ist auch unter den Annahmen von Parsons nicht von einer perfekt integrierten sozialen Ordnung auszugehen? - Deizitäre Sozialisaion (d. bei einzelnen Personen oder Gruppen misslungene Internalisierung von Werten und Normen) und daraus folgendes abweichendes Verhalten; - Wertkonlikte; - Divergierende Interpretaionen von Werten, Normen und Situaionen; - Unzureichende gesellschatliche Integraion zwischen Werten und Normen, bedingt durch soziale Ungleichheit (d. durch die gesellschatlich ungleiche Verteilung der Möglichkeiten des Zugangs zu den normenkonformen Miteln , die zur Erreichung wertbesimmter Ziele eingesetzt werden können);

Nutzenraionalität als Kriterium der Handlungswahl: Raional Choice

Verhältnis des Raional Choice-Ansatzes zu Parsons und Weber: - Während Parsons den Wertbezug des Handelns in den Vordergrund stellt und als konsituiv für jedes Handeln behauptet, nehmen Raional Choice-Theoreiker an, dass jedes Handeln als Ausprägungsform zweckraionalen Handelns zu analysieren ist. - Demnach wird jeweils diejenige Handlungsalternaive in einer Handlungssituaion gewählt, die (aus der Perspekive des Akteurs) den maximalen Nutzen U verspricht. Die Kernformel der Wert-Erwartungs-Theorie:

 wiederholte Kooperaionsgewinne übersteigen den einmalig möglichen Betrugsgewinn;

  • iteriertes Gefangenendilemma mit Netzwerkeinbetung  Reputaionsefekte; Klatsch als Mechanismus sozialer Kontrolle in kommunikaiven Netzwerken; Sankionskosten enfallen. Ist die Parsons‘sche These, nach der Akteure sich i n ihrem Handeln an internalisierten Werten und Normen orienieren, damit wiederlegt? Beispiele für Handlungen, die auf den Grundlagen der Annahme egoisischer Nutzenmaximierung schwer zu erklären sind:
  • Beteiligung großstädischer Wähler an poliischen Wahlen;
  • Trinkgeld geben in einem Restaurant, zu dessen Besuch keine weitere Gelegenheit mehr bestehen wird;
  • Rückgabe zu viel erhaltenen Rückgeldes bei der Bezahlung in einem Laden, in dem man auf der Durchreise eingekaut hat. In welchen Kontexten ist das Streben nach der Maximierung eigenen Nutzens ein Handlungsmoiv, bei dem auch Parsons annimmt, dass sich erfolgreich sozialisierte Akteu re (unter Beachtung besimmter Grenzen) davon leiten lassen?
  • Antwort: Wenn und soweit das Streben nach der Maximierung eigenen Nutzens als sozial legiim gilt, das heißt insituionalisierten Werten und Normen entspricht.
  • Beispiele dafür sind etwa das „Proitmoiv“ (=Streben nach Gewinnmaximierung) im Kontext der modernen Erwerbswirtschat.
  • Gleiches gilt für andere Formen der Leistungskonkurrenz in berulichen Rollen. Fazit:
  • Die Frage, inwiefern sich Akteure an internalisierten Werten und Normen orienieren, lässt sich nicht mit einer einfachen Generalthese beantworten.
  • Vielmehr ist dies eine empirisch und jeweils kontextspeziisch zu beantwortende Frage.
  • Die Frage, welche der beiden theoreischen Ansätze generell zutrift und welcher generell zu verwerfen ist, ist insofern falsch gestellt.
  • Zu fragen ist vielmehr, bei welchen Akteuren und in welchen sozialen Zusammenhängen jeweils die eine oder die andere Theorie mit Erfolg anwendbar ist, um das Handeln der Akteure zu verstehen und zu erklären
  • Schließlich kann man auch eine verbindende Brücke zwischen Parsons und Raional Choice konstruieren: Dies wird möglich, wenn man die sozialisatorischen Voraussetzungen untersucht, unter denen es aus der Perspekive eines kindlichen Akteurs, der zunächst nach egoisischer Nutzenmaximierung strebt, raional erscheinen könnte, Werte und Normen zu internalisieren. (Tatsächlich kann man dazu an Überlegungen aus Parsons‘ sozialisaionstheoreischen Schriten anknüpfen.)

Kommunikaive Raionalität als Kriterium der Handlungswahl:

Jürgen Habermas

Die Habermassche Theorie des kommunikaiven Handelns arbeitet mit einem gegenüber Raional Choice-Theorien erweiterten Raionalitätsbegrif

Nutzen- bzw. Zweckraionalität versus Geltungsraionalität:

  • Die Zweckraionalität des Handelns und die Unterstellung der Wahrheit der damit verbundenen Annahmen über die Welt erscheinen bei Habermas nur als ein Raionalitätsaspekt unter mehreren;
  • die verschiedenen Raionalitätsaspekte, die nach Habermas mit kommunikaivem Handeln verbunden sind, werden in der Theorie der raionalen Geltungsansprüche expliziert.
  • Raionalität ist dabei nicht „monologisch“, d. h. aus der Perspekive eines einsam Raionalitätskalküle entwerfenden Bewusstseins gedacht. Raionalität wird statdessen „dialogisch“, d. h. aus der Perspekive von Kommunikaionsteilnehmern besimmt, in deren sprachlich vermitelter Interakion Geltungsansprüche erhoben und akzepiert bzw. kriisiert werden. „Kommunikaives Handeln“: Zur Explikaion des Leitbegrifs der Habermas‘schen T heorie
  • Kommunikaion besteht nach Habermas im Vollzug von Sprechhandlungen.
  • Beispiele für Sprechhandlungen sind u. a.
  • etwas versprechen,
  • um etwas biten,
  • jemanden warnen,
  • jemanden um Entschuldigung biten,
  • etwas behaupten oder feststellen etc.
  • Jede derarige kommunikaive Handlung ist nach Habermas mit genau vier Geltungsansprüchen verbunden, die vom Sprecher mit ihrer Ausführung erhoben werden.
  • Neben dem Geltungsanspruch der Verständlichkeit der jeweiligen Äußerung, sind dies die Ansprüche auf Wahrheit des mitgeteilten proposiionalen Gehalts, auf die Richigkeit der Sprechhandlung im Verhältnis zu situaiv geltenden Normen bzw. ihre Angemessenheit im Verhältnis zu geltenden Werten sowie ihre Wahrhatigkeit im Blick auf die damit kundgegebenen psychischen Zustände.
  • Von diesen Geltungsansprüchen ist jeweils ein Geltungs-anspruch themaisch hervorgehoben; jedem Geltungsanspruch ist dabei eine besimmte Klasse von Sprechakten zugeordnet ( Ausnahme: dem Anspruch auf Verständlichkeit ist keine eigene Klasse von Sprechakten zugeordnet ).

Übergang vom kommunikaiven Handeln zum argumentaiven Diskurs: - Wird ein Geltungsanspruch vom Adressaten einer Äußerung nicht akzepiert, sondern in Zweifel gezogen bzw. kriisiert, so ist der kriisierte Geltungsanspruch vom Sprecher mit Hilfe von Argumenten einzulösen. Die Kommunikaion wechselt dann vom kommunikaiven Handeln in den argumentaiven Diskurs.

  • (a) In welchem Maße ist es überhaupt möglich, den „subjekiven Sinn“ der Handlung eines anderen Akteurs zu verstehen?
  • (b) In welcher Weise wird dieses Verstehen erreicht? Diferenzierung des Moivbegrifs: Um-zu- und Weilmoive
  • Konsituion eines Handlungsentwurfs durch Um-zu-Moive;
  • Weil-Moive als Gründe für die Konsituion eines Handlungsentwurfs. Gelecht der übergeordneten Handlungsziele (=Um-zu-Moive), die durch die entworfene Handlung nach Einschätzung des Akteurs gefördert bzw. beeinträchigt werden: Moivsysteme:
  1. System der Weil-Moive  Persönlichkeit  Sedimente der Biographie: Prinzipien + Maximen, Gewohnheiten, Geschmack, Afekte
  2. System der Um-zu-Moive  subjekive Plansysteme  Lebensplan  Pläne für: Arbeit, Muße, die nächste Zeit Typisierungen als Lösung des Intersubjekivitätsproblems Typen des Handlungsablaufs: situaionsabhängige Handlungsmuster Rollen: typische Handlungsmuster besimmter Personenkategorien Personen: individualspeziische Handlungsmuster Reformulierung des Intersubjekivitätsproblems:
  • Das nach Schütz unlösbare Problem des Verstehens des vollständigen subjekiven Sinns einer Handlung wird transformiert in das Problem des Verstehens des sozial typischen Sinns einer Handlung. Die dazu verwendeten Typisierungen sind Redukionsformen subjekiven Sinns.
  • Die Lösung des so transformierten Intersubjekivitätsproblems verlangt, dass Ego und Alter zur Deutung eines Verhaltens hinreichend übereinsimmende Typisierungen aufrufen. Generalthese reziproker Perspekiven:
  • Idealisierung der Austauschbarkeit der Standpunkte
  • Idealisierung der Übereinsimmung der Relevanzsysteme Unterscheidung zwischen drei Typen von Relevanzen:
  • themaische Relevanzen
  • Auslegungsrelevanzen
  • moivaionale Relevanzen Dass die idealisierende Unterstellung der Übereinsimmung dieser Relevanzen nicht in Frage gestellt wird, ist eine wesentliche Voraussetzung störungsfreier Interakion

Intersubjekivität, soziale Ordnung und die Rouinegrundlagen

alltäglicher Interakion: Harold Garinkel

Dualisierung des Problems sozialer Ordnung: - Vom Problem der Sicherung sozialer Ordnung als gemeinsam geteilter normaiver Ordnung im Sinne von Talcot Parsons (1) - ist das Problem sozialer Ordnung als Problem der Sicherung einer kogniiven Ordnung als intersubjekiv übereinsimmender Deutung der jeweiligen Handlungssituaion im Sinne von Alfred Schütz (2) zu unterscheiden. - Das normaive Ordnungsproblem kann nur gelöst werden, wenn Akteure nicht nur die gleichen allgemein explizierbaren Werte und Normen als gülig voraussetzen. - Darüber hinaus ist es erforderlich, dass diese Werte und Normen in übereinsimmender Weise auf konkrete Handlungssituaionen angewendet, d. in situ übereinsimmend interpreiert werden.

  • Eine Lösung des normaiven Problems sozialer Ordnung (im Sinne Parsons‘) ist deshalb nur möglich, wenn zugleich das kogniive Ordnungsproblem im Sinne von Schütz und Garinkel gelöst wird.

  • Die Lösung des kogniiven Ordnungsproblems verlangt die koninuierliche Bestäigung der Schütz‘schen „ Generalthese reziproker Perspekiven“ in der jeweils laufenden Interakion.

  • Garinkel untersucht durch empirische Experimente, welche Krisenerscheinungen ausgelöst werden, wenn die „Generalthese reziproker Perspekiven“ (d. die Annahme, dass die Interakion auf einer gemeinsam geteilten Situaionsdeutung gründet), durchbrochen wird. Die Durchbrechung der „Generalthese reziproker Perspekiven“ (Schütz) in Garinkels Krisenexperimenten Erzeugung von Krisensymptomen in der Interakion durch Verletzung der Basisregeln von Spielen: das Tick-Tack-Toe-Experiment These dazu: Die Basisregeln legen nicht nur die im Spiel möglichen Züge normaiv fest, sondern dienen zugleich als Grundlage für die Interpretaion des Verhaltens der Spieler als Handlungen. Dies gilt auch für regelwidriges Verhalten! Garinkels Krisenexperimente Fall 1 Die Versuchsperson erzählt dem Experimenierenden ..., dass sie einen platen Reifen hate, als sie am vorangegangenen Tag zur Arbeit fuhr. 1 (V) Ich hate einen platen Reifen. 2 (E) Was meinst du mit, ‚du hatest einen platen Reifen‘? Sie (die Versuchsperson; W.L.) erschien zunächst verblüft. Dann antwortete sie feindselig (3 V): „Was meinst du mit ‚Was meinst du?‘ Ein plater Reifen ist ein plater Reifen. Das ist es, was ich meine. Nichts Besonderes. Was für eine verrückte Frage!“ Fall 2 1 (V) Hallo, Ray. Wie geht es deiner Freundin? 2 (E) Was meinst du mit, ‚Wie geht es ihr‘? Meinst du körperlich oder geisig? 3 (V) Ich meine, wie es ihr geht? Was ist los mit dir? (Er sah verärgert aus.) 4 (E) Nichts. Erkläre mir nur etwas deutlicher, was du meinst. 5 (V) Vergiss es. Wie geht es mit deinen Bewerbungen für die Medical School? 6 (E) Was meinst du mit, ‚Wie es damit geht‘? 7 (V) Du weißt, was ich meine. 8 (E) Ich weiß es wirklich nicht. 9 (V) Was ist los mit dir? Bist du krank?

  • Mit seinen Krisenexperimenten zeigte Garinkel, dass sich diese These auch auf die alltägliche Interakion übertragen lässt. Die „Generalthese reziproker Perspekiven“ wird auch dann noch von den Versuchspersonen beibehalten und als Grundlage für die Interpretaion des Verhaltens des Experimenierenden verwendet, wenn dessen Verhalten ofenkundig dazu in Widerspruch steht.

Intersubjekivität aus konversaionsanalyischer Perspekive Regeln als Prämissen der Sinnzuweisung und die kommunikaive Konstrukion von Intersubjekivität:

Von der interakionsgebundenen zur transinterakiven Konstrukion von Intersubjekivität

Zur Diferenz der kommunikaiven Produkion von Intersubjekivität in der face-to-face Interakion und in der Massenkommunikaion

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Max Weber:
Handeln, soziales Handeln
§ 1. Soziologie (im hier verstandenen Sinn dieses sehr vieldeutig gebrauchten Wortes) soll
heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und da-durch in
seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.
„Handeln soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun,
Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm
einen subjektiven Sinn verbinden.
„Soziales“ Handeln aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den
Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in
seinem Ablauf orientiert ist.
Handlung = Verhalten + subjektiver Sinn
Zwei Fragen, auf die das Verstehen subjektiven Sinns antwortet:
Welche Handlung wurde vollzogen?
„aktuelles Verstehen
Warum wurde diese Handlung vollzogen?
„erklärendes oder motivationsmäßiges
Verstehen
Weberscher Handlungsbegriff:
V e r h a l t e n s u b j e k t i v e r S i n n
a k t u e l l e s
V e r s t e h e n
[w e l c h e H a n d l u n g
w u r d e v o l l z o g e n ]
e r k l ä r e n d e s o d e r
m o t i v a t i o n s m ä ß i g e s
V e r s t e h e n
[w a r u m w u r d e n d i e s e
H a n d l u n g v o l l z o g e n ]
H a n d l u n g
Soziologisches Handlungsverstehen im Sinne Webers zielt –
nicht auf das Verstehen individualspezifischer bzw. personenbezogener Motive,
sondern in erster Linie auf das
Verstehen sozial typischer Motive, wie sie für Handelnde in typischen sozialen
Situationen charakteristisch sind.
Soziale Beziehung
§ 3. Soziale „Beziehung“ soll ein seinem Sinngehalt nach aufeinander gegenseitig
eingestelltes und dadurch orientiertes Sichverhalten mehrerer heißen. Die soziale Beziehung
besteht also durchaus und ganz ausschließlich: in der Chance, dass in einer (sinnhaft)
angebbaren Art sozial gehandelt wird, einerlei zunächst: worauf diese Chance beruht.
Variabilität sozialer Beziehungen in der Sozial-, Sach- und Zeitdimension:
Sozial dimension: Zwei oder mehr Akteure (keine Obergrenze angebbar), bei denen es
sich nicht nur um Personen, sondern auch um Gruppen oder Organisationen handeln
kann;
Sach dimension: Keine Einschränkung (Konkurrenz, Kampf, Herrschaft etc. sind
gleichermaßen mögliche Inhalte einer sozialen Beziehung);
Zeit dimension: Eine soziale Beziehung kann nur wenige Sekunden dauern; sie kann
sich aber auch über Generationen hinweg erstrecken.