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Jürgen Habermas - soSE

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Kurs

Grundzüge der Soziologie II (14302596)

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Universität Trier

Akademisches Jahr: 2018/2019
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Jürgen Habermas: Theorie und Kritik der Modernen

 „total verwaltete Welt“ und „ Untergang des Individuums“

Grundzüge:

 Motiv: „Versöhnung der mit sich selber zerfallenen Modernen“

 Überzeugung , „dass man ohne Preisgabe der Differenzierungen, die die Moderne möglich

gemacht haben, Formen des Zusammenlebens findet, in der wirkliche Autonomie und Abhängigkeit in ein befriedetes Verhältnis treten“ können

 Habermas streitbarer Geist, leidenschaftlicher Anhänger der Sozialform, deren konzeptioneller

Analyse er einen Großteil seiner intellektuellen Energie gewidmet hat: des Diskurses

 Hat wie kein anderer Zeitgenosse Anstrengungen unternommen, die gesellschaftliche Situation

der Gegenwart zu deuten

 3 Abgrenzungen (Korrekturen der Tradition):1.(intern)“ den normativen Gehalt der in

Kommunikationen angelegten Idee der Verständigung herauszuarbeiten“ 2.(extern) einen Typus rekonstruktiver Analyse als methodisches Profil kritischer Sozial- und Gesellschaftstheorie zu entwickeln 3. Blickverengung aufzuheben

 Habermas habe die Reflexionsblockade aufgebrochen und das theoretische Potenzial

verschiedener in der frühen Kritischen Theorie unterschätzter Theorietraditionen in eine revidierte kritische Gesellschaftstheorie eingebaut zu haben

11 Kritische Gesellschaftstheorie

 Unterscheidung von nicht aufeinander reduzierbaren Erkenntnisinteressen zur Rechtfertigung unterschiedlicher Wertbeziehungen soziologischer Analyse: dem technischen (nicht monopolisiert werden könne, da demgegenüber eben weitere, und zwar gleichrangige und damit irreduzible Typen von Erkenntnisinteressen stünden ), praktischen (Interesse an der Herstellung und Aufrechterhaltung intersubjektiver Beziehungen und Verständigungsprozesse) und emanzipatorischen (Interesse an der Herstellung und Aufrechterhaltung nicht verzerrter, herrschaftsfreier Kommunikation („Diskurs“)Erkenntnisinteresse  Es geht um ein methodisches Vorgehen, um eine Erinnerung an die Rekonstruktion der normativen Implikationen alltäglichen Tuns bzw. alltäglicher Verständigungsprozesse  Drei Geltungsansprüche: Wahrheit, Richtigkeit, Wahrhaftigkeit  Jedes Sprechen durch einen unhintergehbaren Bezug auf drei Ansprüche auf Geltung charakterisiert: durch den Bezug 1. Auf die Wahrheit der Sachaussagen; 2. Auf die Richtigkeit de Handlungsorientierungen; 3. Wahrhaftigkeit der Selbstdarstellungen  die Gleichzeitigkeit dieser Geltungsansprüche ist für Alltagspraxis wie alltägliche Verständigung ersichtlich konstitutiv  Entscheidende Akzent ein theoretisches Vorverständnis in Gestalt einer regulativen Idee nicht einfach von außen sondern, dass er in den Institutionen und der Idee diskursiver Selbstverständigung in der Moderne immanent angelegt ist  Das normative Selbstverständnis, das die gesellschaftlichen Institutionen für sich beanspruchen, wird systematisch ernst genommen und die historisch- gesellschaftliche Realität dieser Institutionen kritisch mit diesem intern leitenden Selbstverständnis konfrontiert

 Spannung zwischen Begriff und Wirklichkeit(zwischen regulativer Idee und empirisch- historischer Wirklichkeit) methodologischer Ansatzpunkt  Drei Leistungen eines rekonstruktiven Theorieansatzes: eine kritische, eine konstruktive und eine theoretische

11.4 Zweistufige Gesellschaftstheorie

 Gesellschaftstheorie die durch ihre Konstruktion auf Kritik hin angelegt ist  Lebenswelt und System unterscheidende und aufeinander beziehende Gesellschaftstheorie  Analyse der allgemeinen Strukturen verständigungsorientierten Handelns Theorie geht in einem argumentativen drei Schritt: 1. Entwicklung eines „Begriffs der kommunikativen Rationalität; 2. Ein „zweistufiges Konzept der Gesellschaft“; 3. „Theorie der Modernen zu skizzieren“  Er will die Frage klären ob und gegebenenfalls wie die kapitalistische Modernisierung als ein Vorgang vereinseitigter Rationalisierung begriffen werden kann Begriff kommunikativer Rationalität= Mechanismen der Handlungskoordinierung zu identifizieren, die eine regelhafte und stabile Vernetzung von Interaktionen ermöglichen  Zwei orientierungsweisen/ Einstellungen des Handelns: erfolgsorientiert /einflussnehmend und Einverständnis/verständigungsorientierte Einstellung  Drei Welten Lehre: objektive Welt=Gesamtheit der gesetzmäßig verknüpften Sachverhalte; soziale Welt= Bereich der legitim geregelten sozialen Beziehungen; subjektive Welt= Gesamtheit der Erlebnisse eines Handelndes  Strategisches Handeln nur objektive Welt (kognitive- instrumentelle Rationalität)  Normenreguliertes Handelns= objektive und soziale Welt  Dramaturgisches Handeln= Objektive und subjektive Welt  Kommunikatives Handeln = auf alle drei Weltbezüge (kommunikative Rationalität)  Unterscheidung kommunikatives und strategischem Handeln  Soll das Grundproblem des Verhältnisses von System- und Handlungsparadigma lösen  Unterscheidet zwischen den mehr oder weniger differenzierten oder rationalisierten Lebenswelten, die übers kommunikative Handeln reproduziert werden, und andererseits den formal organisierten Handlungssystemen, die über Steuerungsmedien laufen  Lebenswelt: Horizontbildener Kontext von Verständigungsprozessen als fundamentales Hintergrundwissen  Lebenswelt =Ressource, ist für den Prozess der Kommunikation konstitutiv und andererseits der Typus „kommunikativen“ oder „verständigungsorientiertern Handelns „seinerseits konstitutiv für die „Reproduktion der Lebenswelt“  3 Beiträge des kommunikativen Handelns zur Generierung/Erhaltung der Lebenswelt: 1 /Vermittlung des/r kulturellen Wissens/Überlieferung 2. Herstellung von Solidarität und die Bekräftigung von Zugehörigkeiten 3. Ausbildung von personalen Identitäten /Formierung von Persönlichkeitsstrukturen bzw. Internalisierung von Wertorientierungen und Erwerb generalisierter Handlungsfähigkeiten  3 Strukturelle Komponenten der Lebenswelt: 1. Kultur als Wissensvorrat auf den Vorgang der kulturellen Reproduktion2. Gesellschaft als Horizont legitimer Ordnungen auf den Vorgang der sozialen Integration 3önlichkeit als Kompetenzkonzept auf den Vorgang der Sozialisation bezogen leisten zusammen die symbolische Reproduktion der Lebenswelt die allein auf verständigungsorientiertes Handeln angewiesen ist

 Prozeduralistisches Verständnis von Demokratie: Diskurse und Verhandlungen mit Hilfe von Kommunikationsformen institutionalisiert werden, die für alle verfahrenskonform erzielten Ergebnisse die Vermittlung der Vernünftigkeit begründen soll  Typus deliberativer Politik (d ein Verständnis von Politik als eines kontinuierlichen beratschlagenden Prozesses ) wird zum demokratietheoretischen Kernstück, der sich aus einem Netzwerk von Diskursen und Verhandlungen aufbaut  Von unten aufbauende Typus beratender Politik  Öffentlichkeit: Erzeugung eines sozialen Raumes , Vermittlungsfunktion zwischen der in der Gesellschaft dualistisch angelegten Thematisierung des Rechts (eingespannt zwischen Lebenswelt und System)  der Deutungs-, Handlung-, und Solidaritätsressource „Lebenswelt“ tritt jetzt die Kategorie der Öffentlichkeit systematisch zur Seite  Zivilgesellschaft=Netzwerk von sich überlappenden subkulturellen öffentlichkeiten  Ohne eine zwischenzeitlich immer wieder wirksame, innovative Kraft sozialer Bewegungen ändert sich nichts  Recht auch in modernen Gesellschaften :Funktion der Erwartungsstabilisierung, wenn es einen Zusammenhang mit der sozialinegrativen Kraft kommunikativen Handelns bewahrt , dass als bindende Entscheidungen , um legitim zu sein von Kommunikatonsflüssen gesteuert sein müssen  Erhaltung und Stärkung der Formen kommunikativer Selbstbestimmungspraktiken ist der einzige Garant dafür, dass die Chancen ebenso kontinuierlicher wie unabschließbarer Realisierungsbemühungen des in modernen Gesellschaften über den Weg der Verfassungsgebung institutionalisierten Erwartungshorizonts des Projekts einer gerechten Gesellschaft gewahrt bleiben

Gegenwartsdiagnose:

 Im Kern: Entkopplung von System und Lebenswelt und der Kolonialisierung der Lebenswelt  Angriff der administrativen Macht (des Bürokratisch erstarrten politischen Systems und Verwaltungsapparates ) und auf die demokratische Substanz lebensweltlicher Verständigungsbahnen im Vordergrund, als auch die sich aufgrund ökonomischer Imperative vollziehenden „kolonialisierenden Übergriffe des Mediums Gelds auf kommunikativ strukturierte Lebensbereiche“  Argumentativer Zuschnitt 3 Schritt: 1-historische Entkopplung von Lebenswelt und System2. Entsprechende Differenzierung der diesen gesellschaftlichen Bereichen als reproduktiven Mechanismen jeweils zugeordneten Typen kommunikativen und strategischen Handelns 3. Krisendiagnose dahingehend „Entkopplung von System und Sozialintegration“ im Zuge darauf die verselbstständigten mediengesteuerten Teilsysteme des Wirtschafts- und Verwaltungshandelns die kommunikativstrukturierte Lebenswelt „kolonialisieren“  Sinnverlust: These fokussiert den Orientierungsverlust aufgrund der Pluralität letzter Wertangebote und einer auf das kognitiv- instrumentelle reduzierten Rationalitätsvorstellung  Freiheitsverlust: These zielt auf die Entwicklung eines „ Gehäuses der Hörigkeit“ aufgrund um- und ausgreifender Bürokratisierungs- und Verrechtlichungstendenzen und einer durchgreifenden Ökonomisierung der Gesellschaft  In seiner Gesellschaftstheorie will er lediglich ein theoretisches Instrument entwickeln mit dem sich das Phänomen der Verdinglichung fassen lässt

Wichtige Begriffe: Erkenntnisinteressen, Geltungsansprüche, kommunikatives Handeln, strategisches Handeln, Kolonialisierung der Lebenswelt , Lebenswelt, Öffentlichkeit, Rekonstruktive Analyse , Sozialintegration und Systemintegration, System, Verrechtlichung

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Motiv: „Versöhnung der mit sich selber zerfallenen Modernen
Überzeugung , „dass man ohne Preisgabe der Differenzierungen, die die Moderne möglich
gemacht haben, Formen des Zusammenlebens findet, in der wirkliche Autonomie und
Abhängigkeit in ein befriedetes Verhältnis treten“ können
Habermas streitbarer Geist, leidenschaftlicher Anhänger der Sozialform, deren konzeptioneller
Analyse er einen Großteil seiner intellektuellen Energie gewidmet hat: des Diskurses
Hat wie kein anderer Zeitgenosse Anstrengungen unternommen, die gesellschaftliche Situation
der Gegenwart zu deuten
3 Abgrenzungen (Korrekturen der Tradition):1.(intern)“ den normativen Gehalt der in
Kommunikationen angelegten Idee der Verständigung herauszuarbeiten“ 2.(extern) einen Typus
rekonstruktiver Analyse als methodisches Profil kritischer Sozial- und Gesellschaftstheorie zu
entwickeln 3. Blickverengung aufzuheben
Habermas habe die Reflexionsblockade aufgebrochen und das theoretische Potenzial
verschiedener in der frühen Kritischen Theorie unterschätzter Theorietraditionen in eine
revidierte kritische Gesellschaftstheorie eingebaut zu haben
11.3 Kritische Gesellschaftstheorie
Unterscheidung von nicht aufeinander reduzierbaren Erkenntnisinteressen zur Rechtfertigung
unterschiedlicher Wertbeziehungen soziologischer Analyse: dem technischen (nicht
monopolisiert werden könne, da demgegenüber eben weitere, und zwar gleichrangige und damit
irreduzible Typen von Erkenntnisinteressen stünden ), praktischen (Interesse an der Herstellung
und Aufrechterhaltung intersubjektiver Beziehungen und Verständigungsprozesse) und
emanzipatorischen (Interesse an der Herstellung und Aufrechterhaltung nicht verzerrter,
herrschaftsfreier Kommunikation („Diskurs“)Erkenntnisinteresse
Es geht um ein methodisches Vorgehen, um eine Erinnerung an die Rekonstruktion der
normativen Implikationen alltäglichen Tuns bzw. alltäglicher Verständigungsprozesse
Drei Geltungsansprüche: Wahrheit, Richtigkeit, Wahrhaftigkeit
Jedes Sprechen durch einen unhintergehbaren Bezug auf drei Ansprüche auf Geltung
charakterisiert: durch den Bezug 1. Auf die Wahrheit der Sachaussagen; 2. Auf die Richtigkeit de
Handlungsorientierungen; 3. Wahrhaftigkeit der Selbstdarstellungen die Gleichzeitigkeit dieser
Geltungsansprüche ist für Alltagspraxis wie alltägliche Verständigung ersichtlich konstitutiv
Entscheidende Akzent ein theoretisches Vorverständnis in Gestalt einer regulativen Idee nicht
einfach von außen sondern, dass er in den Institutionen und der Idee diskursiver
Selbstverständigung in der Moderne immanent angelegt ist
Das normative Selbstverständnis, das die gesellschaftlichen Institutionen für sich beanspruchen,
wird systematisch ernst genommen und die historisch- gesellschaftliche Realität dieser
Institutionen kritisch mit diesem intern leitenden Selbstverständnis konfrontiert